Neu-Mehring

Neu-Mehring, Gemeinde Mehring

Beschreibung
Über Liverpool in die Neue Welt

Vor 150 Jahren wanderten 90 Mehringer gemeinsam nach Amerika aus Kaum Kontakt zu den Nachfahren

Von unserem Mitarbeiter
DIETMAR SCHERF

MEHRING. 2002 ist für Mehring das Jahr der Jubiläen: Neben der 1250-Jahr- Feier des Ortes gedenken die Mehringer am 13. Oktober der Kollektiv- Auswanderung von 90 Einwohnern vor 150 Jahren.

Ein denkwürdiger Tag für die Moselgemeinde: Am 13. Oktober 1852 verließen 90 Mehringer ihre angestammte Heimat und traten im Rahmen einer Kollektiv- Auswanderung die Reise in den US-Staat Wisconsin an. Der Vorsitzende des Kreisheimatvereines, Dittmar Lauer aus Kell, hat sich dieses Themas angenommen.

Schon vor 1840 war die Neugründung eines Dorfes auf dem Mehringer Berg in der Nähe von Lorscheid vorgesehen. Ein Großbrand in Mehring am 8. Juni 1840 zwang zur beschleunigten Umsiedlung. Bei dem Brand waren 39 Wohnhäuser und 117 Scheunen, Stallungen und Nebengebäude in Schutt und Asche gelegt worden. Lauer: Schon Anfang August 1840 besiedelten 22 vom Brand betroffene Familien das neue Gebiet. Doch die Gründung von Neu-Mehring stand von Anfang an unter keinem günstigen Stern.

Die Acker- und Gartenflächen waren zu klein parzelliert und die Infrastruktur- Maßnahmen kamen nicht voran. Auch im schulischen und kirchlichen Bereich wurden die Verhältnisse immer kritischer. Die Not und Bedürftigkeit und damit die Aussichtslosigkeit der Neu-Mehringer schufen ein Gefühl der Isolation und des Ausgestoßenseins. Der Gedanke an eine Auswanderung nach Nordamerika wuchs.

In den frühen Morgenstunden vor 150 Jahren stiegen die Betroffenen mit ihrem knappen Gepäck still und nachdenklich vom Berg hinab an die Mosel und nahmen auf dem Dampfer Mosella Platz, erzählt Lauer. Die Glocken der Sankt Medarduskirche läuteten, und die nächsten Angehörigen nahmen Abschied. Über die Mosel und den Rhein ging es weiter durch den Ärmelkanal in den englischen Hafen Grimsby. Von dort erreichten sie mit der Eisenbahn die damals blühende Metropole Liverpool im englischen Nordwesten.

Der damalige Mehringer Ortsbürgermeister Johann Gabriel Weis hatte sie bis hierhin begleitetet und betreut. Bevor die Auswanderer am 23. Oktober das Dampfschiff Tyrell bestiegen, kauften sie Kochgeschirr, Bettzeug und viele andere nützliche Dinge ein. Nach 29 Tagen landeten die Mehringer sie waren nur ein Teil der insgesamt 330 Passagiere glücklich und gesund in Boston.

zum Beispiel 1500 Meilen durch das große Land lagen noch vor ihnen, bis sie endlich ihr Ziel, den Bundesstaat Wisconsin, erreichten. Teilweise hatten sie sich bis dorthin mit der Eisenbahn oder aber mit einem organisierten und geführten Treck durchgeschlagen. Die Moselaner begannen dann an den verschiedensten Orten mit dem Aufbau einer neuen Existenz. Dabei war ihnen das Startkapital der Gemeinde Mehring in Höhe von 300 Talern sehr nützlich.

Es dauerte 125 Jahre, bis ein erster Kontakt aus Amerika wieder an die Mosel durch einen Nachfahren der Neu-Mehringer Auswanderer zustande kam. William Martin, ein Geschäftsmann und Stadtrat aus Covington in Kentucky kündigte dem damaligen Mehringer Ortsbürgermeister Matthias Weber seinen Besuch an der Mosel an. Martin war bei der Suche nach seinen deutschen Vorfahren in einem amerikanischen Archiv fündig geworden.

Der Vorsitzende des Kreisheimatvereins: Bei seinen Nachforschungen stieß Martin auch auf eine Kopie der Passagierliste vom 29. November 1852. In ihr waren die Namen der 330 Passagiere enthalten. So konnte die bis dahin nur ungefähre Anzahl der von Neu-Mehring Ausgewanderten ermittelt werden: Es waren 19 Familien mit 18 Männern, 19 Frauen und zusammen 55 Kindern. Davon war die Hälfte unter zehn Jahren und die jüngsten noch im Säuglingsalter.

Unter den Kindern war auch der direkte Vorfahre des William Martin gewesen, der damals vierjährige Matthias Felten. Er gehörte damals mit seinen Eltern Georg und Irmina sowie den vier Geschwistern Johann, Juliane, Susanne und Christina zu den Auswanderern.

Der Besuch vom Onkel aus Amerika vor 25 Jahren war bislang der einzige Kontakt zu den Auswanderern vom 13. Oktober 1852.

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Siedlungswesen / Wüstungen
Zeit:
13.10.1852
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.856106
lat: 49.758312
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Lerchesflur

Internet
http://www.mehring-mosel.de/

Datenquellen
Dietmar Scherf in Trierischer Volksfreund vom: 14.10.2002


Stand
Letzte Bearbeitung: 17.10.2002
Interne ID: 5657
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=5657
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