Mordkreuz zwischen Orenhofen und Daufenbach (2)

Daufenbach, Gemeinde Zemmer

Beschreibung
Kreuzigungs-Bildstock nordwestlich der Ortslage am bewaldeten Hangeinschnitt des Grundbaches und an der Gemarkungsgrenze Orenhofen (Landkreis Bitburg-Prüm). Etwa 2,5 Meter hoher Bildstock aus rotem Sandstein in Schmuckformen des Rokoko. Aufwendige Steinmetzarbeit aus Schaftfuß mit Altarkonsole, Balusterschaft, Tragstein mit dem Relief eines Vesperbildes und wiederhergestellter vollplastischer Kreuzigungsgruppe. Über den Schaft verteilt die den Bildstock als Mordkreuz ausweisende Inschrift. [1]

Das Kreuz wurde im Jahre 1777 errichtet. Den tragischen Errichtungsgrund findet man in folgender Inschrift:

1777 Den 29.JULIUS Ist DIE TUgentsamme JUngFer MARIa CathARIna KraUtsChneiDerin VOn TRIER ist ALhieR VmGEBRAGT WOErDEN

[1777 den 29. Julius ist die tugendsame Jungfer Maria Catharina Krautschnei­derin von Trier ist hier umgebracht worden].

Auf dem eher zierlichen Schaft ruht ein breites Kapitell mit einer Pietä als Hochrelief. Die Original-Beifiguren der Kreuzigungsgruppe sind schon vor langer Zeit entwendet worden; man hat sie durch neue Figuren ersetzt.

In Orenhofen erzählt man sich von diesem Kreuz folgende Geschichte: Die Trierer Juwelierstochter Maria Krautschneider war auf dem Heimweg nach Trier. Sie hatte kostbare Ringe und andere Schmucksachen bei sich und auch Geld, das sie von dem Verkauf der Ringe eingenommen hatte. Hier, an diesem abgelegenen Orte, lauerte ihr ein Räuber auf, erschlug und beraubte sie. Den Leichnam warf der Räuber in die Talschlucht. Damit seine ruchlose Tat lange inicnldeckt bleiben sollte, trug er Steine zusammen und bedeckte damit den Leichnam.

Aber wie er sich auch bemühte, immer wieder reckte sich der Arm des Mädchens aus dem Steinhaufen hervor, so dass schließlich der Räuber das Weite suchte. Dass die Mordtat, die hier auf dem Kreuzschaft angegeben ist, keine Sage ist, beweist eine Eintragung im Trierer Stadtregister. Dort können wir folgende Notiz lesen:

"Maria Krautschneider von Räubern bei Schleidweiler erschlagen". (Stritzke: Bilder aus der Geschichte der Pfarrei Schleidweiler/1965).

Von einer Ergreifung des Räubers ist dem Volke nichts bekannt. Als Täter wird ein im Ort übel beleumdeter "Lämmermattes" genannt, der nach der Tat nie mehr in der Gemeinde gesehen wurde. Die Leiche wurde durch einen Schäferhund gefunden, dessen Herr in der Nähe die Schafe hütete. Immer wieder kam der Hund winselnd zu seinem Herrn, sprang ihn an und lief dann fort. Als der Herr ihm folgte, fand er in einem Bachgraben die Leiche. Die Hand des Mädchens reckte noch immer aus dem Steinhaufen hervor. Der Vater ließ an dem Sterbeort seiner Tochter dieses Kreuz errichten.

Das Bildwerk zeigt die geübte Hand eines namentlich nicht bekannten Steinbildhauers. Ohne Übertreibung könnte man dieses wertvolle Kulturdenkmal zu den schönsten Kreuzen im Kreis Bitburg-Prüm zählen.

Die Anzahl der sogenannten "Mordkreuze" war früher relativ groß. Der ehemalige Landrat von Daun stellte beispielsweise 1833 den Antrag, die Errichtung von Mordkreuzen zu verbieten, da Durchreisende vermuten müssten, dass die Eifel ein Land von Räubern und Mördern sei. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Renovierung 1991 durch die Firma Leisen aus Neidenbach.
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Bildstöcke und Kreuzwegstationen
Zeit:
1777
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.641041
lat: 49.884050
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Auf dem Orenhoferberg

Internet
http://www.zemmer.de/

Datenquellen
[1] Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 12.2 Kreis Trier-Saarburg. Wernersche Verlagsgesellschaft mbH, Worms. ISBN 3-88462-110-6 (1. Auflage 1994).
[2] Reuter, Thömmes: Die Fidei. Band 2. Hrsg.: Arbeitskreis für Heimatgeschichte und Literatur im Eifelverein e.V. / Ortsgruppe Speicher. 2006

Bildquellen
Bild 1: © Gabi Monzel, Orenhofen, 2025.
Bild 2: © Gabi Monzel, Orenhofen, 2025.

Stand
Letzte Bearbeitung: 10.09.2025
Interne ID: 57400
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=57400
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