Castel

Naturfestung (Abschnittswall)
Kastel, Gemeinde Kastel-Staadt

Beschreibung
Fläche:
a) heute sichtbare Grabenfläche: - m²
b) Fläche des Wallkörpers: - m²
c) zu Bebauungszwecken nutzbare Innenfläche: - m²
insgesamt: 3058,0 ar

Vermessung: Juni 1976 (Koch)

Forschungsgeschichte: Die Bedeutung dieser Befestigung erkannte man bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Über die Fundgegenstände gibt es 1845 folgende Notiz: Außer Särgen und mancherlei Bauüberresten sind Ziegeln, Urnen, Gerätschaften jeder Art, Waffen, sind auch andere wertvolle Gegenstände gefunden worden, namentlich metallene Figuren von Göttern, Siegelringe, ganz besonders eine Menge von Münzen, so daß wohl kühn behauptet werden darf, nirgends in der Rheinprovinz außer dem Hauptsitze [Trier] sei eine reichhaltigere Fundgrube gewesen als hier. Weiter erfahren wir, daß viele Gegenstände in Privatsammlungen zerstreut sind, das Meiste jedoch umgeschmolzen wurde. Über die frühesten bekannten Nachforschungen in Kastei berichtet G. Barsch in treffender Weise: Als der verstorbene Herr Regierungs-Baurat Quednow, im Jahre 1823, hier die erste Ausgrabung veranstaltete, stieß man an zwei verschiedenen Orten, etwa 2 Fuß tief, auf Mauerwerk, dessen römischer Ursprung nicht zu verkennen war. Auf der Westseite wurde, in einer Tiefe von etwa 6 Fuß, ein römisches Gebäude aufgedeckt, in welchem man Hausgerät von Bronze, Schreibgriffel und Haarnadeln von Knochen und Bruchstücke von irdenen Geschirren von terra sigillata fand.

Auf der Ostseite wurde eine Kunststraße aufgefunden, die 22 Fuß breit, in Richtung auf die jetzige Kirche führte. Diese Straße war vortrefflich gebaut und noch sehr wohl erhalten. An beiden Seiten der Straße wurde die Mauer von Gebäuden und ein von Werkstücken erbauter Wasserabzugs-Canal entdeckt.

Herr Quednow fand die Mauern des Souterrains, der an beiden Seiten befindlichen Gebäude, noch ganz, und die der untersten Stockwerke, noch in einer Höhe von 2 Fuß. An letzteren fand man noch Putz- und Wandmalerei. Die Mauern bestanden aus Rahmen von behauenen Kalksteinen, deren innerer Raum mit Mörtel ausgegossen war. Es folgt eine umfangreiche Beschreibung der vielen Einzelfunde. Die Fortsetzung des ersten Grabungsberichtes hat dann folgenden Wortlaut: In einer Entfernung von 160 Fuß von dieser Straße und mit derselben parallel laufend, wurde, drei Fuß unter der Erde, noch eine andere Chaussee mit den Ueberresten von Gebäuden neben derselben entdeckt.

Wegen des schlechten Wetters mußten damals die Ausgrabungen eingestellt werden und die aufgegrabenen Stellen wurden sorgsam wieder zugedeckt.

Bei einer spätem, gelegentlich vorgenommenen Ausgrabung, fand man die Ueberreste eines Gebäudes, von welchem zwei kleine Zimmer, 8 Fuß tief, ausgeräumt wurden. Die Mauern waren ganz so, wie die oben beschriebenen. Das Innere war ganz mit Steinschutt und vielen Stücken Dachschiefer angefüllt. In dem einen Zimmer fand man in einer Tiefe von 4 Fuß vier Menschengerippe, an deren einem der Schädel noch gut erhalten war. Außerdem wurden noch eine Menge Scherben von schöner rother Erde, mehrere Stücke eines eisernen Türbeschlages und eine Spange von Bronze gefunden.

Im zweiten Zimmer fand man, außer mehreren runden Steinen, deren sich die Römer zu den Feuerungen bedienten, eine Säule toskanischer Ordnung, 3 Fuß und 2 Zoll hoch, aus Sandstein schlecht gearbeitet, die in Stücke zerbrochen war.

Angeführt ist auch hier die Liste der römischen Fundgegenstände.

Seit 1852 sind auch keltische Fundstücke von der Hochfläche bekannt, hier ist vor allem eine Goldmünze zu erwähnen.

Kurze Zeit danach erkennt Schmidt die Abriegelung der Hochfläche durch Wall und Graben im Ortsbereich. Auch Steiner äußerte sich in einigen Beschreibungen zu dieser Anlage, deren Entstehung er als vorgeschichtlich bezeichnet.

Als man 1956 etwa 900 Kubikmeter Erde zur Gestaltung des Ehrenfriedhofes neben der Klause benötigte, begann man ohne Genehmigung des Landesmuseums Trier damit, hinter einer Häusergruppe den Abschnittswall abzutragen.

Das Gesamtprofil zeigt klar, daß der Wall mehrfach erhöht wurde. Die senkrechte Steinschichtung bei Bundesstraße 1 läßt darauf schließen, daß Bundesstraße die älteste Anlage darstellt. Die folgenden Anlagen schließen nach oben jeweils mit c, g und Kreisstraße ab. Das ergäbe vier Bauperioden. Würde man h (h 1) noch einer selbständigen Periode zuweisen, käme man sogar auf fünf Bauabschnitte. Die Schichten f und i könnten dazwischen liegende Zerstörungen anzeigen.

Funde:
a) Keltische Gold- und Silbermünzen, Keramik der vermutlich älteren Latenezeit (leider sind die bisher gefundenen wenigen Scherben samt und sonders kleine Mittelstücke von groben Gefäßen, die sich zeitlich nicht hinreichend einordnen lassen, so daß zunächst eine genauere Datierung der einzelnen Schichten innerhalb des Walles nicht möglich ist).

b) Die Liste der römischen Fundgegenstände ist sehr umfangreich. Münzen aus verschiedenen Zeitepochen, Bronzen, Gebrauchsgegenstände, Keramik und vieles mehr liefern den Hinweis dafür, daß dieser Platz während der Römerzeit dicht besiedelt war.

Zeitliche Einordnung: Die Gründungsphase liegt im 5. Jahrhundert v. Chr. Aus dieser Zeit stammen auch Siedlungsfunde, die 700 Meter hinter dem Wall auf freiem Feld unweit der Kirche entdeckt wurden. Mit ziemlicher Sicherheit gehört Kastei zu jenen befestigten Plätzen, die während der gallischen Freiheitskriege eine Rolle gespielt haben. Keltische Münzfunde legen davon Zeugnis ab. In römischer Zeit entfaltete sich im Schütze des Erdwalles eine Siedlung, deren Häuser an zwei parallelen Straßenzügen aufgereiht sind. Diese Siedlung hatte den Charakter eines kleinen Vicus, der in spätrömischer Zeit durch eine Verstärkung der bestehenden Abschnittsbefestigung gegen äußere Gefahr gesichert werden mußte. Die Toten wurden auf einem Friedhof beigesetzt, der außerhalb der Wehrmauern, das heißt im Bereich der späteren mittelalterlichen Dorfsiedlung lag. Dieser Friedhof, auf dem außer spätantiken Sarkophagen auch Bestattungen der merowingerzeitlichen Zeit nachgewiesen sind, läßt auf das Fortbestehen der Ansiedlung über die römische Zeit hinaus schließen.

Ein zweiter Friedhof mit Bestattungen des 7. Jahrhunderts liegt im Umkreis der ehemaligen Pfarrkirche Sankt Johann, deren Patrozinium eine spätrömische Gründung vermuten läßt. Die Siedlungskontinuität zwischen Spätantike und frühem Mittelalter ist also für Kastei in zweifacher Weise gesichert. [1]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Wehrbauten und militärische Anlagen / Naturfestungen
Zeit:
5. Jahrhundert vor Chr.
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.566174
lat: 49.567057
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Castel, Castell

Internet
http://www.landesmuseum-trier.de/

Datenquellen
[1] Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Regierungsbezirkes Trier und des Kreises Birkenfeld. Von Karl-Heinz Koch und Reinhard Schindler. Selbstverlag des Rheinischen Landesmuseums Trier 1994. Online-Shop: www.landesmuseum-trier-shop.de

Bildquellen
Bild 1: © Rheinisches Landesmuseum Trier. 1999
Bild 2: © Rheinisches Landesmuseum Trier. 1999
Bild 3: © Dorothea Witter-Rieder, Konz, 2010.
Bild 4: © Helge Rieder, Konz, 2010.

Stand
Letzte Bearbeitung: 23.06.2010
Interne ID: 5752
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=5752
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