Niederburg

Ringwall (mit doppeltem Abschnittswall)
Bollendorf, Gemeinde Bollendorf

Beschreibung
Fläche:
a) heute sichtbare Grabenfläche: - m²
b) Fläche des Wallkörpers: 7100 m²
c) zu Bebauungszwecken nutzbare Innenfläche: 204080 m²
insgesamt: 2111,8 ar

Vermessung: April 1970 (Koch)

Forschungsgeschichte: Bevor Schindler wegen der vielen gegensätzlichen Meinungen im Sommer 1973 und im Frühjahr 1974 mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Niederburg erforschte, hatte Bone 1861/62 an zwei Stellen den Hauptwall durchstechen lassen. Er glaubte, das Oppidum der Aduatuker hier gefunden zu haben. Steiner erklärte das ganze Ferschweiler Plateau einschließlich der Niederburg zum Vorort der Treverer, und Steinhausen vermutete wegen der vielen Steinzeitfunde eine frühe Entstehung dieser Wehranlage, deren Nutzung er aber auch mit dem Fürstengrab bei Ferschweiler in Verbindung brachte.

Schindler ließ den gegabelten Vorwall viermal und den Hauptwall siebenmal durchgraben.

In zehn Wallschnitten konnte der Aufbau einer systemgleichen Trockenmauer festgestellt werden. Nur die Mauerbreite war mit 2,50 bis 3,50 Meter unterschiedlich. Schnitt V und VI galt der Untersuchung der Torgasse, die sich in einer Wallücke an der äußersten Nordostecke zeigte. Schindler bemerkte dazu: Die charakteristischen Merkmale eines alten Mauerdurchlasses sind unbestreitbar. Grundform und Aufbau der Anlage und deren Anschlüsse ans Mauerwerk bleiben im dunkeln. Über die zusammenfassende Auswertung der Grabungsergebnisse schreibt Schindler:

1. Die Befestigungstechnik ist bei den Abschnitts- und Randwällen der Niederburg einheitlich als doppelschalige Trockenmauer mit horizontal eingebauter Balkensubstruktion anzusprechen.

2. Indizien für ein zeitliches Differieren der beiden Abschnittswälle, das heißt des gegabelten Vorwalles und des einteiligen Hauptwalles, sind weder aus der bei beiden Anlagen angewandten Bautechnik noch aus den datierenden Funden abzuleiten. Die Niederburg ist zeitlich gesehen einheitlicher Entstehung. Die Funde sprechen für die treverisch-frührömische Mischkultur der Übergangszeit.

3. Wegen der Flächengröße der Niederburg - sie übersteigt mit 22 Hektar den Umfang des Otzenhausener Ringwalles -wurden die Sondierungen im Innenraum auf wenige Stellen beschränkt. Sie blieben durchweg ohne Ergebnis. Fast alle 12 Wallschnitte wurden so weit ins innere Burggelände geführt, daß die hier bei einer Dauerbesetzung am ehesten zu erwartenden Aufenthaltsspuren hätten aufgedeckt werden müssen. Dies war nicht einmal an dem vermeintlichen Torzugang im Hauptwall der Fall. Mit Ausnahme des von der Natur besonders begünstigten Geländestreifens zwischen dem südlichen Randwall und einer schützenden Felswand im Schnitt XII sind anschließend an die inneren Mauerschalen der übrigen 11 Wallschnitte nicht einmal alte Laufhorizonte, geschweige denn Andeutungen von Kulturschichten aufgedeckt worden. Diese Beobachtungen geben für eine Dauerbesiedlung wenig Raum.

4. Die topographischen Gegebenheiten schlössen nicht aus, daß Teile der Niederburg oder unter Umständen sogar die ganze Anlage mit der urnenfelderzeitlichen Randbefestigung zusammenhängen, die - mit Ausnahme der von der Natur besonders geschützten Steilfelsen - fast das gesamte Ferschweiler Plateau umfaßt. Die Ausgrabungsergebnisse haben einen solchen Zusammenhang nicht bestätigt. Vielmehr handelt es sich bei der Niederburg um eine eigenständige Anlage.

Funde: Keramik; soweit Randprofile vorhanden sind, fügen sie sich in denjenigen Teil grobtoniger Grab- und Siedlungsgefäße ein, der sowohl in der Spätlatenezeit als auch in der Übergangszeit des 1. Jahrhunderts n. Chr. gebräuchlich ist.

Zeitliche Einordnung: Spätlatenezeitlich mit römischer Benutzungsphase. [1]


Fundstelle 366

Ringwall mit doppeltem Abschnittswall auf einem Sporn zwischen Sauer und Weilerbach. Größe ca. 22 ha. Im nördlichen Vorfeld der äußeren Abschnittsbefestigung konnte zuletzt Weber bei Begehungen eine größere Anzahl von Hügeln mit Steinpackungen feststellen (vgl. bereits Bone 1876, Taf. III; Steinhausen 1932, 47), bei denen es sich offensichtlich nicht um Grabhügel, sondern eventuell um Siedlungsstrukturen oder Lesesteinhaufen handelt. Nach Bone ziehen sich diese Erscheinungen am W-Rand des Ferschweiler Plateaus bis zur Wikingerburg hin. Die 1973/74 angelegten Grabungsschnitte Schindlers ergaben keine genauen Aufschlüsse über die Konstruktion der Befestigung. Da Spuren vertikaler Pfosten fehlen, dachte Schindler an ein vertikales Balkengerüst ähnlich dem eines Murus Gallicus. Nägel fehlen in jedem Fall. Spuren einer Innenbebauung konnten ebenfalls nicht festgestellt werden. Da Schindler die wenige gefundene Keramik nicht abbildet, ist eine Datierung der Anlage letztlich nicht zuverlässig möglich. Eine römische Nutzung in augusteischer Zeit und im 1. Jahrhundert n. Chr. wird durch die Keramikfunde eindeutig belegt. Ob die geborgene Grobkeramik, wie es Schindler vertritt, tatsächlich ausschließlich spätlatènezeitlicher Stellung ist, kann nur durch eine Neubearbeitung geklärt werden. Auffällig ist in jedem Fall das Fehlen keltischer Münzen von der Niederburg.

Bone 1876; Schindler 1974; Koch u. Schindler 1994; Steinhausen 1932, 44ff.; Bonner Jahrb. 55, 1875, 244f.; Trierer Zeitschr. 24-26, 1956-58, 315f.; Trierer Zeitschr. 37, 1974, 261; Protokoll P. Weber 1998

in: Römisch-Germanische Forschungen, Bd. 63. Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt a. M. Fundstellenkatalog von: Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock. 2006

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Wehrbauten und militärische Anlagen / Ringwälle
Zeit:
Circa 100-0
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.388099
lat: 49.840685
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Niederburg

Internet
http://www.landesmuseum-trier.de/

Datenquellen
[1] Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Regierungsbezirkes Trier und des Kreises Birkenfeld. Von Karl-Heinz Koch und Reinhard Schindler. Selbstverlag des Rheinischen Landesmuseums Trier 1994. Online-Shop: www.landesmuseum-trier-shop.de
- Fundstellenkatalog: Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock, 2006.
- Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Verlag: Philipp von Zabern, Mainz, 2006. Beilage

Bildquellen
Bild 1: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de
Bild 2: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de

Stand
Letzte Bearbeitung: 21.12.2012
Interne ID: 5781
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