Sankt Antonius

Beschreibung von 1925
Gutenthal, Gemeinde Morbach Dorfstraße

Beschreibung
(s. t. s. Antonü erem., im 16. und 17. Jahrhundert als zweiter Patron s. Hubertus).

Geschichte.
Der 1272 zuerst genannte Ort, ein kurtrierisches Lehen des Grafen von Blieskastel und seines Erben, des Grafen von Salm, und zwar seit 1282 / 83 ein Besitz der Vögte von Hunolstein, hatte 1569 eine zum Pfarrverband Walholz-Morscheid gehörige Kapelle, die vielleicht um das Jahr 1701 neugebaut wurde, aus dem die Aufstellung eines Taufsteins berichtet wird; vorher wurden die Taufen in Walholz (siehe Hunolstein) gehalten.

Der jetzige Kirchenbau zeigt Bauteile verschiedenen Alters. Er wurde 1878 wiederhergestellt; im Jahr 1886 fand der östliche Sakristeianbau, 1888 eine Kirchturminstandsetzung statt.

Beschreibung.
Verputzter unregelmäßiger Bruchsteinbau, Saalform, mit dreiseitigem, nach Osten gerichtetem Chorschluß. Der Westturm, dessen Unterteil wahrscheinlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammt, hat vierflachbogige Schallöffnungen und einen achtseitigen hohen Helm. Unsymmetrisch schließt sich daran das Langhaus mit flachbogiger Holzdecke und sechs Rundbogenfenstern in einfachen Hausteingewänden. Inmitten des alten Kirchhofes mit seinen Mauern ist der schlichte Bau von malerischer Wirkung. An den Chor schließt sich östlich eine rechteckige flachgedeckte Sakristei an.

Hochaltar, Holz, aus der Graacher Kirche hierher übertragen. Die Predella zeigt in der Mitte das von Halbsäulen eingefaßte Tabernakel und seitlich davon je zwei Rundbogennischen zwischen flachen, nach unten verjüngten Pfeilern. Darüber erhebt sich ein Mittelbild in einem Rundbogenfeld zwischen schlanken Halbsäulenpaaren auf reich mit Flachschnitzerei bedeckten Sockeln und Säulentrommeln; ebensolche Flachschnitzerei in den architektonisch umrahmten, giebelbekrönten Feldern zwischen den Säulen; Bekrönung des Ganzen durch ein Paar gebrochener Giebel und vier den Säulen entsprechende Obelisken; ohne die Flügel 2,30 Meter breit.

Das Mittelbild stellt den Kalvarienberg mit Maria, Johannes und Maria Magdalena vor dunkler Landschaft mit antiken Architekturen in theatralisch wirkungsvoller, aber manierierter Weise dar (ähnliche Malereien aus gleicher Zeit in Bernkastel, Rachtig, Merl) ; unten das Künstlerwappen mit den Initialen E. x. M. - L. - B. und die Unterschrift: IN HONOREM S. TRINITATIS NECNON APOSTOLORUiM SIMONTIS ET JUDAE PATIRONORUM COMMUNITAS HUIUS LOCI HANC TABULAM PietáTIS ERGA FIERI CURAVIT ANNO CHRISTI 1612.

Die noch schwächeren inneren Flügelbilder stellen links oben die Auferstehung, unten die Kreuzabnahme, rechts oben die Verspottung, unten die Geißelung Christi dar; die Außenseiten sind mit Ölfarbe überstrichen, unter der vielleicht auch Gemälde sitzen; die Innenseiten waren bis zu der 1886 durch Maler Steffnen in Trier vorgenommenen Instandsetzung ebenfalls mit Ölfarbe verdeckt. Bei dieser Instandsetzung wurde das Ganze übermalt, zum Nachteil seines künstlerischen wie seines kunstgeschichtlichen Wertes. Die Architektur des Altaraufsatzes entspricht den Renaissanceformen, wie sie das Graacher Kirchenportal vom Jahr 1601 zeigt.

Sonstige Ausstattung.
Seitenaltar (ohne Tabernakel), Holz, mit niedrigem, durch sechs ausgebauchte Halbsäulen geteiltem Aufsatz und neun Füllungen an der Seite, die mit Blumen und Rosetten geschmückt sind; wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Die hölzerne Westempore, auf zwei rechteckigen Holzpfosten mit geschweift ausgeschnittenen Knaggen (ähnlich in Wenigerath und Hinzerath), wurde vor einigen Jahren entfernt; die Brüstung bestand aus vier Feldern mit einfachen Andreaskreuzen; am Mittelpfosten der Brüstung eine Tiefschnitzerei, die erhalten ist und in volkstümlicher Art die Legende des heiligen Hubertus darstellt.

Kanzel, Holz, auf vierseitigem bauchigem Fuß; auf den vier
Brüstungsseiten Evangelistenreliefs; Rückwand mit seitlichen Flügeln in durchbrochener Schnitzerei; aus der Ende des 17. Jahrhunderts. Ein Kruzifix aus Holz, ziemlich gute Arbeit des 16. oder 17. Jahrhundert befindet sich im Besitz des Bildhauers Mettler in Morbach. Auch andere Figuren ähnlicher Art aus Gutenthal sollen verkauft worden sein.

Sakristeischrank, aus Eichenholz, zweiflüglig mit reichgebildeter Schlagleiste; über dem vielgliedrigen Gesims. Mit Eierstab und Zahnschnitt ein Wappenaufsatz, bei dem zwei Löwen ein von einer Krone bedecktes Schild mit den Buchstaben DISIM, einer Hausmarke und der Jahreszahl 1685 halten; altes schmiedeeisernes Schlüsselschild; 1,16 Meter breit, 2,70 Meter hoch. Die Herkunft ist unbekannt (vielleicht aus Bernkastel?).

Zwei Kupferleuchter, schwere Schäfte mit breiten Ringen, wohl aus dem 17 Jahrhundert Weihwassergefäß, Bronze, auf drei Füßen, ohne Henkel, wahrscheinlich aus derselben Zeit. [1]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Katholische Kirchen
Zeit:
1878
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.094356
lat: 49.791453
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.morbach.de/

Datenquellen
[1] Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 15. Die Kunstdenkmäler des Kreises Bernkastel, (1935).

Bildquellen
Bild 1: Hans Vogts: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; Kreis Bernkastel; 1925
Bild 2: Hans Vogts: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; Kreis Bernkastel; 1925

Stand
Letzte Bearbeitung: 26.03.2014
Interne ID: 6492
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