Symposion Weißenseifen

Künstlerkolonie Michaelshag
Oberhersdorf, Gemeinde Hersdorf Am Pi

Beschreibung
Das Symposion Weißenseifen in der Eifel ist eine Kunstveranstaltung für Bildner, Berufskünstler und Laien. Es findet über vier Wochen, jeweils von Mitte Juli bis Mitte August in der Künstlersiedlung Weißenseifen statt. Im kreativ anregenden Gelände (~ 9.000 Quadratmeter) des Zeichners, Malers und Bildhauers, Albrecht Klauer Simonis (AKS), mit zahlreichen Sandsteinfiguren, kann in Stein, Ton, Holz, PapierundMaterialien gearbeitet werden. Abends oder zwischendurch am Lagerfeuer lässt sich der Tag mit Gespräch, Trommeln, Musizieren oder Tanz abrunden.

Jedes Symposion steht unter einem Motto. Die Einladung (s.u.) zum Gespräch nach dem Vorbild der griechischen Akademie im Freien, eröffnen alljährlich Texte von AKS, beispielsweise zum Thema:
Chaos und Ordnung, Kreuzwege, Können und Kunst, Job und Beruf, um nur einige aus seinem fast 25-jährigen Bestehen herauszugreifen.

Anfänger und Studenten können Grundlagen der bildenden Kunst von AKS in einem Zeichenkurs erhalten. Jeweils zwei Stunden täglich über zwei Wochen. Voraussetzung dafür: Interesse und aktive Teilnahme. Wahlweise werden angeboten: eine Schreibwerkstatt und bei Bedarf eine Ton- und Malerei-Werkstatt .

Wöchentlich findet eine Werkbesprechung statt. Die Teilnehmer können im Mitgliederkreis ihre Arbeiten vorstellen, deren Verhältnis zur aktuellen und absoluten Kunst im Gespräch erörtert werden kann. Zeitweise sind gemeinschaftliche Arbeitsleistungen erforderlich, die in kurzen wöchentlichen Treffen abgesprochen werden.

Künstlerische Leitung: Albrecht Klauer-Simonis, Weißenseifen
Organisation: Kurt Behn, Burbach und Christiane Hamann, Weißenseifen

Teilnahme für 1 Woche 100,00 DM für Studenten 70,00 DM
danach je Tag 15,00 DM je Tag 11,00 DM

Einfache Koch- und Waschgelegenheiten sind vorhanden. Für Unterbringung im Zelt und Verpflegung sorgt jeder selbst. Übernachtungen in Pensionen, Gasthäusern, Ferienwohnungen und Hotels sind in Nachbardörfern, 4-6 Kilometer entfernt, möglich.

Eigenes Werkzeug zur Steinbearbeitung, (Meißel und Fäustel, Handschuhe, Schutzbrille, Farben, Pinsel u.a.) sind, soweit vorhanden mitzubringen.

Es hat den Anschein, dass die Antwort auf das Verdikt des griechischen Philosophen Thales, erkenne dich selbst, zweieinhalb Jahrtausende später noch nicht gefunden wurde. Denn wie kann es möglich sein, dass in einem Schlagwort unseres Jahrhunderts, von der 'Selbst-Verwirklichung, das Bild vom ganzen Menschen sein biederes Genüge gefunden hat, um in satter Selbstgefälligkeit zu erstarren. Ist Kommerz dieses Bild von der Selbstverwirklichung, das sich aus Profit, Lobby und Job zusammensetzen lässt, einst von Kurt Schwitters zum Merz-Bild reduziert, übriggeblieben das ganze Bild?

Kompensiert zum Beispiel das Unwort des Jahrtausend: Job leichtfertig die Unzulänglichkeit gegenüber dem Beruf? Oder ist es eine hilflose Vokabel, die zugleich das Fassungsvermögen menschlicher Möglichkeiten und Fähigkeiten unterschätzt? Wird durch dieses Wort nicht Lust und Liebe zur Arbeit, zum Werk, zur Selbstverwirklichung korrumpiert? und damit der Weg zum Erkenne-dich-selbst unmöglich gemacht? Oder glauben wir etwa, dass wir mit den Mitteln des Erwerbs-Unwesens das Instrument, das Instrumentarium, die Instrumente, die Skala personaler Klänge erschöpfen, wenn sie permanent zum körperlichen Wohlergehen nutzbar gemacht und missbraucht werden?

So denn die Absicht besteht, das Leben oder unser Dasein sinnvoll durchzubringen, versuchen wir vielleicht beim Blick in den Spiegel unsere Selbsterkenntnis dahingehend zu erweitern, indem wir die eigene Unzulänglichkeit nicht allein durch Unwissenheit, dem docta ingnorantia, kaschieren. Unherausgeforderte Fähigkeiten bilden viel mehr Möglichkeiten heraus, wenn sie gebildet und nicht bloß gewusst werden.

Sie geben Anlass darüber nachzudenken, was ein alter Handwerkerspruch mitteilt: Lehrling ist Jedermann/-Frau. Geselle ist, der oder die etwas kann, Meister ist, der oder die etwas ersann.

Was dann die Prämisse gestattet, dass das Wort Lehrling, Anlass zum Lernen für Jedermann/-Frau ist und bleibt, sich selbst zu erkennen um sich zutrauend neue Wege zu gehen. Und das nicht nur in den Künsten.

Albrecht Klauer-Simonis :
Einige Highlights des Symposion Weißenseifen

1995, zum zwanzigjährigen Jubiläum kam ein Buch im Produzenten-Verlag Pi heraus. Darin sind chronologisch einige Verwandlungen des Ortes beschrieben, zum Beispiel die Errichtung des Julia-Baumes (1976) Eine Aktion des 1997 verstorbenen Koblenzer Grafikers, Detlef Heider, zur Geburt seiner Tochter. Im Jahr darauf wurde ein Stein vom Bildhauer Titus Lerner, wohnhaft in Spessart/ Eifel, Brennesselmadonna getauft. Der anlässlich einer Feuerlöschaktion bearbeitete Feuer- oder Sonnenstein erhielt 1978 seine bleibende Bedeutung als Markstein für ein Urnengrab, dem bis 1980 noch sechs weitere Steine (~ 350 cm) hinzugestellt wurden, sodass umgeben von Heidekraut und Berberitzen, ein friedlicher Hügel das Omega-Rund einschließt.

Für die wachsende Zuschauerzahl entstehen durch den Architekten und Bildhauer Hubert Glaser aus Leverkusen, Menschenaffe im Spiegel, von AKS David und Goliath oder Zwei Faune. Gegenüber zimmert Michael Ruthkowsy aus Düsseldorf, das Tor der irdischen Fahrt ins Gelände.

Für fundamentalen Wandel in Richtung Erweiterung künstlerischer Disziplinen ist zum 8. Symposion ('Lemniskate') eine Rohbau-Stiftung der Firma Streif und Josef Stefanie zu danken. Das Dach wird nach und nach zur Werk-, Musik-, Lesungs- und Ausstellungshalle. Auftritte des Tanzensembles von Janco Jancolini aus Bonn, eines wegen Dauerregen in Berlin 'umdirigierten' traßenorchesters, genannt Ricciotti-Ensembles aus Holland oder im Solo vom Deutsch-Argentinier Leopoldo Lippstein am Flügel werden gefeiert.

Dass der Weg das Ziel ist, betont Tao. Eine 4 Meter hohe Steinverbindung zwischen Innenhof, Werkstatt-Galerie und Aufenthaltshütte. Auf einer höher gelegenen Grasnabe angeordnet dominiert das Pi. Zeichen für die unendliche Verhältniszahl vom Durchmesser zur Peripherie. Bis dahin stellvertretend durch einen schwarzen Rahmen mit zentralperspektivischem Straßenzug auf jeder Einladungsfahne in jährlich wechselnden Farben.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Bildungsstätten / Ausstellungen, Kulturzentren und Gedenkstätten
Zeit:
1974
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.548659
lat: 50.154578
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Am Krausköpfchen

Internet
http://www.symposion-weissenseifen.de/

Datenquellen
Dr. Peter Neu: Der Landkreis Bitburg-Prüm, 1998 / Internet

Bildquellen
Bild 1: http://www.weissenseifen.de/
Bild 2: © Frank Schaal, Zweckverband Feriengebiet Bitburger Land. 2000

Stand
Letzte Bearbeitung: 01.05.2010
Interne ID: 658
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=658
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