Sankt Annakapelle

Bernkastel, Stadt Bernkastel-Kues Schlossweg

Beschreibung
Neugotischer Putzbau, bezeichnet 1890; innen 14. Kreuzwegstation, Abschluss des Kreuzwegs mit 13 neugotischen, wohl bauzeitlichen Stationsbildern. [1]

Die St. Anna Kapelle oberhalb von Bernkastel am Schloßweg, der Auffahrt zur Burgruine Landshut gelegen, wurde im Jahre 1890 im Auftrag des Bernkasteler Pfarrers Johannes Augustinus Dorbach, (* 29. Dez.1810 in Saarburg und von 1850-1896 Pfarrer in Bernkastel ) errichtet. Sie bildet den Abschluss des zwischen 1886 und 1889 ebenfalls durch ihn und mit hochherzigen und freiwilligen Geldspenden von Bernkasteler Bürgern errichteten Kreuzweges mit 13 Stationen. Sie wurde an der Stelle des 1615 erbauten, alten Annaheiligenhäuschen errichtet.
Im Lagerbuch der Pfarrei schrieb Dorbach 1891 u.a. über die Geschichte des Annakapellchens folgendes:
Das alte Annaheiligenhäuschen liegt oberhalb Bernkastel unter der Schloßruine auf dem Eigentum der katholischen Pfarrkirche. Dasselbe besteht aus ganz einfachen Mauern, ohne Fenster, ungefähr gegen fünf Meter lang und breit, ist jetzt baufällig, die Mauern sind gerade durch zwei eiserne Stangen zusammengehalten. Der Boden ist mit zerbröckelten Schieferplatten belegt, die Decke mit Brettern, das Dach ist ganz morsch und faul. Nachdem nun im Jahre 1889 die 13. Station fertig-stellt war, fasste ich den Plan, die 14. Station großartig ausführen zu lassen, und zwar das Heiligen-häuschen abzureißen, ein größeres auf dieselbe Stelle zu bauen und darin die 14. Station nebst den heiligen vierzehn Nothelfern anzubringen und die St. Anna-Statue über dem Eingange. Am 9. April schloss ich mit dem Herrn Architekten Walter von Trier den Vertrag, noch im selben Jahr alles für die Gesamtsumme von 10000 Mark auszuführen. Aber erst am Karfreitag 1891 konnte die Einseg-nung der fertigen Kapelle vorgenommen werden.
Am 5. Juni 1890 berichtet die Bernkasteler Zeitung dazu u.a.:
Das so idyllisch gelegene, seit dem Jahre 1615 erstandene Anna-Heiligenhäuschen, ist seit voriger Woche niedergelegt worden, um einem größeren gothischen Neubau Platz zu machen, zu welchem Herr Architekt C.Walter aus Trier den Plan entworfen hat und dem Herrn Johann Kieren jr. hier die Ausführung übertragen worden ist. Zu der neuen Kapelle, welche wohl dreifach so groß wie der alte Bau wird, hat in wahrhaftig großherzig frommer Weise unser allverehrter Herr Dechant Dorbach die ganze Bausumme von 10000 Mark geschenkt. Der Neubau wird aus einer größeren Betvorhalle und dahinter liegendem hl. Grabe bestehen und eine Zierde der Umgegend werden.
Weit aus dem Moseltal und von Kues aus sichtbar ist ein Mosaik auf dem westlichen Giebel der Anna-Kapelle. Dazu teilt die Bernkasteler Zeitung vom 16. Juni 1896 mit:
„Das Mosaikbild, an der Außenseite der Kapelle ist nun fertiggestellt und gewährt besonders im hellen Sonnenschein einen weithin aus dem Moseltal sichtbaren, herrlichen Anblick. Dieses eindrucksvolle Mosaik zeigt eine ergreifende Darstellung der Regina martyrum mit dem Christusleichnam nach der Kreuzabnahme.“ [2]
Die Heimatforscher Heribert Schroeder und Peter Klöppel beschreiben 1967 die Kapelle wie folgt:
Größe der Kapelle im Grundriss 7 x 10 m, 10,40 m Giebelhöhe.
Das Giebelfeld der Westseite füllt ein Mosaik aus, das ein Vesperbild darstellt. Inschrift: Regina Martyrum. Größe des Marienbildes : 280 cm hoch; Material: farbiges Mosaik.
Zwei Steintafeln aus grauem Sandstein (100 x 65 cm) an der Ostseite rechts und links des Eingangs zur Kapelle angebracht, geben wie folgt Auskunft über die Kapelle:

I. Inschrift :
AD GLORIAM ET MEMORIAM S. CRVCIS SPECTABILIS VIR TRIUM
SVCCESSIVE ARCHIEPISCOPORVM PRINCIPVM ELECTORUM TRV.
QVONDAM WITHLIACI PRO TEMPORE IN BERNCASTEL CELLERARIVS
NECNON SCABINVS ET SYNODALIS IBID: GEORGIVS MÖRTZER DE
NOASTERIO MEINFELDT ET MARARETA ZORN DE ZELTANG CONIVGES
HANC STRVCTVRA PROPRIIS IMPENSIS FIERE CVRAVERE ANNO 1615.

Übersetzung :
Zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und zum Gedenken des hl. Kreuzes haben der angesehene Mann, Georg Mörtzer aus Münstermaifeld, unter drei aufeinander folgenden vornehmen und erlauchten Trierer Erzbischöfen, ehemals in Wittlich und zur Zeit in Bernkastel Kellner, aber ebendort auch Gerichts- und Sendschöffe, und seine Ehefrau Margareta Zorn aus Zeltingen, dieses Bauwerk aus eigenen Mitteln errichten lassen im Jahre 1615.

II. Inschrift :
ANNO 1890 HOC ORATORIUM LOCO VETERIS EXTRUXIT PROPRIIS
IMPENSIS J.A. DORBACH, PAROCHUS ET DECANUS BERNCASTELLANUS.

Übersetzung :
Im Jahre 1890 hat Johannes Augustinus Dorbach, Pfarrer und Dechant von Bernkastel, diese Kapelle, anstelle einer Älteren, aus eigenen Mitteln errichten las

Im Ostgiebel über dem Eingang eine Plastik mit der Darstellung der hl. Anna als Erzieherin in gebrannten hellem Ton ca. 100 cm hoch. Die Kapelle wurde im Inneren als die 14. Station des Kreuzweges mit der Grablegung Christi (Gruppe aus 8 Personen) ausgestattet. Größe der Figuren etwa 170 cm hoch. [3]
Die Bergleute des Bernkasteler Silberbergwerkes hatten sich die Heilige Anna als Schutzpatronin ausgewählt und bereits im Jahre 1504 zusammen mit den Schöffen und dem Schultheiss der Stadt eine St. Anna - Bruderschaft gegründet. Zum „Annentag“ am 26.07. opferten sie jedes Jahr eine große Kerze für den Annen - Altar in der Pfarrkirche St. Michael. Sie baten damit um Schutz und Segen für die tägliche Arbeit im Bernkasteler-Silberbergbau.

Text: Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2023

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kapellen
Zeit:
1890
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.069870
lat: 49.908510
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Hinterste Sang

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernkastel-Kues

Datenquellen
[1] Denkmalliste der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Rheinland-Pfalz; 2010.
[2] aus: „Die St.-Anna-Kapelle im Cueser Wald“, Seite 889-892 der Chronik: „Franz Schmitt, Bernkastel im Wandel der Zeiten“, Herausgegeben von der Stadt Bernkastel-Kues 1985.
[3] Heribert Schroeder - Peter Klöppel „Bildstöcke und Grabmale in Bernkastel-Cues“ 1967.

Bildquellen
Bild 1: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2015.
Bild 2: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2015.
Bild 3: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2023.
Bild 4: © Norbert Kutscher, Waldweiler, 2011.
Bild 5: © Siegfried Haack, Wittlich, 2007. http://www.siegfried-haack.de/
Bild 6: © Michael Eckstein, 2012. http://www.panoramio.com/user/3549105?with_photo_id=29507479

Stand
Letzte Bearbeitung: 04.12.2023
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