Adam-Stegerwald-Straße

Euren, Stadt Trier Adam-Stegerwald-Straße

Beschreibung
Adam Stegerwald (1874 - 1945), christlicher Gewerkschaftsführer. Wiederholt preußischer Staatsminister und Reichsminister. [1]

Adam Stegerwald ist die große Gestalt in der Entwicklung der christlichen Arbeiterbewegung. Er hat unser Jahrhundert als christlicher Gewerkschaftsführer und Sozialpolitiker mitgeprägt.

Geboren am 14. Dezember 1874 in Greußenheim bei Würzburg als Sohn kleiner Landwirte, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Abschluß der dörflichen Volksschule erlernte er das Schreinerhandwerk. 1893 trat er in den Kolpingverein ein, der ihm nach eigener Aussage in starkem Maße Lebenswegweiser wurde. Bald schon war er politisch für die Zentrumspartei und gewerkschaftlich im Münchner Verein Arbeiterschutz tätig. Seine Vorzüge, Tatkraft, Verantwortungsfreudigkeit und Organisationsgabe, ebneten ihm rasch den Aufstieg. 1899 übernahm er den Vorsitz des Zentralverbandes Christlicher Holzarbeiter und 1902 wurde er zum Generalsekretär der Christlichen Gewerkschaften gewählt.

So wurde Stegerwald in kurzer Zeit zu einem der profiliertesten Arbeiterführer im Kaiserreich. Seit 1903 führte er die Geschäfte des Deutschen Arbeiterkongresses, eines Zusammenschlusses von christlichen Gewerkschaften. Ab 1908 amtierte er auch noch als Sekretär der Internationalen Konferenz der Christlichen Gewerkschaften.

Im Ersten Weltkrieg begann Stegerwald seinen politischen Aufstieg, der ihn 1917 zum ersten Arbeitervertreter im preußischen Herrenhaus werden ließ. Ihm gelang es, über den Zusammenbruch des Kaiserreiches hinweg die gewerkschaftliche und parteipolitische Kontinuität zu wahren. Am 20. November 1918 übernahm er den Vorsitz des Deutsch-Demokratischen Gewerkschaftsbundes, ab 1919 Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), des Zusammenschlusses aller nichtsozialistischen Gewerkschaften.

In der Folgezeit kam Stegerwald in hohe politische Ämter: 1919 bis 1921 preußischer Wohlfahrtsminister, 1921 preußischer Ministerpräsident, 1923 Nominierung zum Reichskanzler, was er aber ablehnte. 1929 bis 1930 war er Reichsverkehrs-, 1930 bis 1932 Reichsarbeitsminister. Seine Grenzen mußte er erkennen, als er bei der Wahl zum Vorsitzenden der Zentrumspartei scheiterte.

Die politische Stemstunde Stegerwalds bildete seine Rede vom 21. November 1920 auf dem Kongreß der christlichen Gewerkschaften in Essen. Klar erkannte er die Wurzel des Übels, das das Parteienwesen in der Weimarer Republik lähmte: seine konfessionelle und politische Zersplitterung. Auch seine eigene Partei, das Zentrum, sah er, da es konfessionell gebunden war, als zu eng an. Deswegen vertrat er vehement die Notwendigkeit, eine neue Partei zu gründen, eine antisozialistische und überkonfessionelle Sammlung durchzuführen. Seine Losung lautete: Deutsch, christlich, demokratisch, sozial. Diese Partei sollte eng mit der chnstlichen Arbeiterbewegung zusammenarbeiten, für die das Wort christlich nicht nur ein äußeres Merkmal, sondern eine solche der Wirklichkeit und der Tat sein sollte. Die Essener Rede stellt somit die eigentliche Geburtsstunde der christlich-sozialen Idee dar.

Nach der Machtübernahme Hitlers wurde Stegerwald, der ein konsequenter Gegner des Nationalsozialismus war, wie alle nicht-nationalsozialistischen Politiker kaltgestellt und lebte als Privatmann in Berlin. Als er 1943 ausgebombt wurde, kehrte er in seinen Heimatort Greußenheim zurück, wurde am 24. August 1944 von der Gestapo verhaftet, acht Wochen später aber wieder freigelassen.

Am 11. Mai 1945 ernannte ihn die amerikanische Militärregierung zum ersten Regierungspräsidenten von Unterfranken nach dem Krieg. Stegerwald blühte noch einmal auf, denn er sah die Chance, seine Idee von der Sammlung auf gewerkschaftlichem und politischem Gebiet zu verwirklichen. Er knüpfte an seine Essener Rede an und entwarf das Programm für eine neue christliche Partei auf überkonfessioneller Grundlage, das am 13. August 1945 für Würzburg Stadt und Land verkündet wurde. Diese Partei war die CSU. Mit ihr wollte er auf der sittlichen und geistigen Grundlage des Christentums eine neue demokratische Staats- und Gesellschaftsordnung aufbauen und auf eine grundlegende europäische Neuordnung hinsteuern. So erfüllte sich noch sein Lebenswunsch, der große parteiliche Zusammenschluß der Christen in einer Volkspartei, bevor er am 3. Dezember 1945 überraschend an einer Lungenentzündung starb.

In Aufstieg und Leistung des Arbeiterführers Adam Stegerwald spiegeln sich jene politischen, gesellschaftlichen und sozialen Wandlungen wider, die zur Mündigkeit und zum Standesbewußtsein der christlichen Arbeiterschaft geführt haben wie zur Anerkennung des hohen Stellenwertes der Sozialpolitik. Politik ist kein Reich für Ideen und ideologische Auseinandersetzungen, sondern ein Kampffeld des praktischen Handelns und der Aktivität aus den Erkenntnissen. Das war seine Losung und das ist sein Erbe. [2]

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte / Straßennamen
Zeit:
1964 [Benennung]
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.611239
lat: 49.740319
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://uploader.wuerzburg.de/asw/adam.htm

Datenquellen
[1] Die Straßennamen in Trier. Nach Vorarbeiten von Emil Zenz, hg. vom Kulturbüro der Stadt Trier. 2003
[2] Thomas Josef Möhler http://uploader.wuerzburg.de/asw/adam.htm

Bildquellen
Bild 1: http://uploader.wuerzburg.de/asw/adam.htm

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.10.2003
Interne ID: 6697
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