Dietrich-Flade-Straße
Tarforst, Stadt Trier Dietrich-Flade-Straße
Beschreibung
Benannt nach Dietrich Flade, Professor der Rechte, Rektor der Universität, wurde 1589 als Hexer hingerichtet. Die Stadt Trier zahlt noch heute aus Verpflichtungen gegen ihn an die Trierer Kirche. [1]
Im Neubaugebiet bei der Universität am Trimmelter Hof [...] sollte 1981 eine Straße nach Dietrich Flade genannt werden. Da der damals zuständige Ortsbeirat Olewig Bedenken äüßerte, wurde die Straße nach dem Trierer Hofmaler Januarius Zick (1730-1797) benannt. [2]
Dietrich Flade
Gewaltiges Aufsehen erregte der Prozess gegen Dr. Dietrich Flade (Flad, Vlaet, 1534-1589) in Trier. Die Familie Flade stammte ausSankt Vith im heutigen Belgien. Der Großvater Hubert Flade kam Ende des 15. Jahrhunderts nach Trier und wurde Kellerer (Steuer- und Wirtschaftsverwalter) im Amt Pfalzel. Dietrich Flade, Doktor der Rechte, wurde kurfürstlicher Rat und Stadtschultheiß, der Vertreter des Kurfürsten in der Stadt Trier. Er hatte die Leitung des Trierer Schöffengerichts, war Beisitzer am Appellationsgericht in Koblenz, Schultheiß des domkapitularischen Gerichts und Schöffe am HochgerichtSankt Maximin. Er war Professor an der juristischen Fakultät der Trierer Universität und 1585 deren Rektor. Das Rektorat war ein Ehrenamt, das meist nur Äbte und andere hohe geistliche Würdenträger erhielten, da die Rektoren nach den Statuten ledig sein mussten. Deshalb konnte der Jurist Flade erst als Witwer das Rektorat bekleiden. Flades Ehefrau hatte im übrigen zu seinem ungewöhnlichen Reichtum (drei stattliche Häuser in der Brückenstraße und 34.000 Goldgulden Vermögen) beigetragen.
1587 wurde Flade aufgrund der Aussagen eines Jungen beschuldigt, mehrfach als Anführer auf dem Hexensabbat gewesen zu sein. Die Krankheit des Erzbischofs und Kurfürsten Johann VII. von Schönenberg sei durch einen Giftanschlag veRuhrsacht worden, an dem auch Flade beteiligt gewesen sein soll. Da sich das Gerücht von dem Hexenmeister Flade schnell verbreitete und weil man möglicherweise den Angeklagten unter der Folter entsprechende Aussagen in den Mund legte, wurde der hohe Beamte und Richter immer wieder besagt. Diese Besagungen sowie ein gescheiterter Fluchtversuch 1588 wurden als Indizien für seine Schuld gewertet. Am 18. September 1589 wurde Flade bei der Trierer Gerichtsstätte auf der anderen Moselseite bei Euren in einer Strohhütte verbrannt.
War Flade, der selber zahlreiche Hexenprozesse geführt hatte, nicht nur ein Opfer, sondern auch ein Gegner der Prozesse? Bei seiner Verteidigung hat er die zahlreichen Aussagen, nach denen er auf dem Hexentanzplatz gesehen worden sei, nicht grundsätzlich bestritten. Als Erklärung für diese Bezichtigungen führte er an, er sei nicht bewusst und körperlich (scienter und corporaliter) auf dem Sabbat gewesen, der Teufel habe jedoch seine Gestalt angenommen. Doch nach damaliger Lehre, die auch Flade bekannt war, musste der Teufel dazu die Einwilligung der betreffenden Person haben. Deshalb genügte dieses Argument nicht zur Entschuldigung.
Dennoch wird Flade von Martin Del Rio als prominenter Gegner der Hexenprozesse und damit quasi als Schutzherr der Hexen beschrieben. Flade habe sich im Sinne von Johann Weyer gegen die Verfolgungen geäußert, sei aber von Weihbischof Binsfeld widerlegt worden. Er habe vor seiner Hinrichtung nicht nur die Hexerei, sondern auch den betrügerischen Versuch, Prozesse zugunsten der Angeklagten zu manipulieren, gestanden. Die Prozessakte Flades ist teilweise in der Cornell University in Ithaca, (im Staat New York) und teilweise in der Stadtbibliothek Trier erhalten. Darin findet sich ebenso wenig ein Hinweis auf eine kritische Haltung Flades wie in anderen Akten. Auch in den Büchern von Binsfeld und Loos ist eine Gegnerschaft Flades nicht erwähnt. Die Aussagen über Flade als Prozessgegner hat Del Rio anscheinend erfunden, um den prominenten Juristen nicht als Opfer eines Justizirrtums oder gar einer Intrige darstellen zu müssen. Es erschien ihm nur logisch, dass Flade als Anführer der Hexen diese auch in Schutz genommen hat.
Der Prozess Flade wirkt bis heute nach. Der Stadtschultheiß hatte der Stadt Trier 4.000 Gulden geliehen. Nach der Hinrichtung verfügte der Kurfürst, dass der Stadt Trier die Schulden nicht etwa erlassen würden, vielmehr seien die Zinsen fortan an die Trierer Pfarrer zur Aufbesserung ihres Einkommens zu zahlen. Noch heute stehen Verpflichtungen aus dem Fladeschen Nachlass in Höhe von 710,- DM im Haushaltsplan der Stadt Trier unter der Rubrik Kul-tur und werden pünktlich an die vier Pfarreien der Innenstadt gezahlt. [3]
Einordnung
Kategorie:
Geschichte /
Ortsname / Ortsgeschichte /
Straßennamen Zeit:
2000
Epoche:
21. Jahrhundert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.694748
lat: 49.736800
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage
Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Tarforst
Datenquellen
[1] Die Straßennamen in Trier. Nach Vorarbeiten von Emil Zenz, hg. vom Kulturbüro der Stadt Trier. 2003 und Deutsches Historisches Museum, Berlin.
[2] Gunter Franz: Das Vermächtnis aus dem Fladeschen Nachlass (1591). In: Neues Trierisches Jahrbuch 2014. Hrsg. Verein Trierisch, ISSN 0077-7765
[3] Gunther Franz: Prominente Gegner der Hexenprozesse in Luxemburg und Kurtrier http://www.dhm.de/ausstellungen/hexenwahn/aufsaetze/11tm
Bildquellen
Bild 1: Amtlicher Stadtplan Trier, 2008.
Stand
Letzte Bearbeitung: 26.11.2014
Interne ID: 6885
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=6885
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