Sankt Peter

Johanniterkirche
Roth, Gemeinde Roth an der Our Johanniterstraße 19

Beschreibung
Eine der bedeutendsten romanischen Kirchenbauten der Eifel. 1140 von Erzbischof Albero errichtet. (ehem. Templer- beziehungsweise Malteserordenskommende).

> Ursprünglich dreischiffige Basilika des 12. Jahrhundert, um 1200 erweitert, bei der Einwölbung im 15. Jahrhundert zu einer Stufenhalle umgewandelt, 1958/59 Neuausmalung unter Berücksichtigung der freigelegten Reste der ursprünglichen Farbfassung
Deutsche Stiftung Denkmalschutz-Tag des offenen Denkmals 1999

Die ehemalige Johanniter-Ordenskirche in Roth an der Our
Eine Basilika in der Südeifel
Von Christel Krein

Nur einen Steinwurf weit entfernt von der luxemburgischen Grenze, auf einem Berghügel mit traumhaftem Blick ins Ourtal und auf die Stadt Vianden, liegt die ehemalige Johanniter-Ordenskirche von Roth. Das kleine Gotteshaus, das in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts als Chorturmkirche errichtet wurde, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Durch Kriegswirren und wechselnde Besitzer sind schriftliche Dokumente verschwunden, so daß die Vergangenheit fast nur noch durch kulturgeschichtliche und architektonische Besonderheiten, aufgrund bestimmter Bauweisen oder Baumaterialien rekonstruiert werden konnte. Die ehemalige Pfarrkirche von Roth bietet selbst dem kunsthistorisch ungeschulten Auge viele Überraschungen.
Um das Jahr 1200 wurde der ursprüngliche Bau in eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika mit Stützenwechsel nach dem Echternacher System erweitert. Dieser Umbau wird den Grafen von Vianden zugeschrieben. Zu dieser Zeit war das Gotteshaus vermutlich die Ordenskirche der in Roth ansässigen Tempelherren. Als bei dem Konzil von Wien 1312 Papst Clemens V. den Templerorden aufhob, wurden dessen Besitztümer einschließlich der Rother Kirche an den Johanniterorden übertragen. Im 15. Jahrhundert hat das Gebäude seine einschneidendste
Veränderung erfahren: die flachgedeckte Basilika wurde im spätgotischen Stil in eine gewölbte Stufenhalle umgewandelt und zudem die mittlere Apsis erhöht.
Bei einem Spaziergang, der uns zur Johanniterkirche führt, entdecken wir einen Mann in Arbeitskleidung, der sich mit Hammer und anderen Werkzeugen an der Fassade des Kirchleins zu schaffen macht. Es handelt sich dabei weder um einen Einbrecher noch um einen Kunstschänder, sondern es ist Erwin Schneider, ein Bürger Roths, der in seiner Freizeit die Kunstschätze der kleinen Kirche erforscht und natürlich dem interessierten Besucher viele Einzelheiten erläutern kann.
Das Gebäude ist die Woche übeaus Sicherheitsgründen für Besucher nicht zugänglich, nur am Sonntag zum Hochamt wird die Kirche geöffnet, erklärt er, während er bereitwillig das Portal aufschließt. Die heutige Inneneinrichtung bietet ein reichhaltiges Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert, von dem uns allerdings genaue Informationen über Entstehung und Kunsthandwerker fehlen. Der Hochaltar zeigt auf den Tabernakeltüren die Krönung Mariens, die von zwei betenden Engeln umrahmt wird. Der Tabernakel ist eine technisch besonders interessante Konstruktion. Beim öffnen der beiden Türflügel schiebt sich eine Konsole hervor, die mit einem kunstvoll gestalteten Baldachin überdacht ist. Auf dem Antependium ist die Abendmahlsszene dargestellt. Das Antependium ist eine Art Vorsatztafel am Altar, die zu hohen kirchlichen Festen in der Vergangenheit auch nach Vianden ausgeliehen wurde.

Besonders kunstvoll sind die Schlußsteine in der Gewölbedecke gestaltet, jeder zeigt ein anderes Motiv, meist Szenen aus der Bibel. Ein weiterer Blickfang ist der rechte Seitenaltar, auf dem zwischen zwei gedrehten Renaissancesäulen in einer Nische eine Madonna mit segnendem Jesuskind auf dem Arm zu bewundern ist.
Auch im Außenbering der Kirche gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die auf die verschiedenen Bauphasen und Kunstepochen hinweisen. An der Westfassade erkennt man Reste des romanischen Portals und mit Kugeln verzierte Rundbogenfenster, die im sakralen Bau der Eifel einzigartig sind. An der Nordseite steht ein über vier Meter hohes Pestkreuz, das vermutlich 1632 von den Pfarreien Roth und Vianden errichtet wurde. Eine Steinplastik im Zwickel zwischen Haupt- und Nordapsis wird volkstümlich als Rother Männchen bezeichnet. Zu dieser Figur gibt es zwei Theorien, erläutert Erwin Schneider deren mögliche Bedeutung. Die eine besagt, die Darstellung sei heidnischen Ursprungs, die zweite, die im Zusammenhang mit dem Kirchengebäude wahrscheinlicher erscheint, sieht in der männlichen Figur mit erhobenen Armen ein Bild des auferstandenen Christus.
Wie in anderen Orten, so fehlen leider auch in Roth die finanziellen Mittel, um die vielen kunstgeschichtlich wertvollen Zeichen vergangener Epochen zu erforschen und zu erhalten. Vieles bleibt der Initiative und dem Forschergeist einiger engagierter Bürger überlassen, die mit viel Kunstsinn ans Werk gehen. Die Rother haben auch die Gelegenheit genutzt, bei der bundesweiten Aktion Tag des offenen Denkmals zahlreichen Besuchern ihr geschichtsträchtiges Kirchlein mit berechtigtem Stolz zu präsentieren.
Warum denn immer in die Ferne schweifen? - Die Eifel steckt doch voller Überraschungen und Sehenswürdigkeiten - und die Johanniter-Ordenskirche in Roth an der Our ist zweifellos ein reizvolles Ziel für Wanderungen oder Ausflüge.

(http://www.paulinus.de/blatt/archiv/42/reporttm)


Die Kirche in Roth

Geographisch betrachtet lokalisiert man Roth am Grenzfluß Our, wo die Ösling-Formation im Südbereich als eigenständige Landschaft endet. Kirchenpolitisch liegt die zu beschreibende ehemalige Templer- und Johanniterkirche nahe der alten Grenze zwischen dem ehemaligen Erzstift Trier und dem Stift Lüttich. Die älteste Rother Kirche dürfte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein und war eine Chorturmkirche, denn über der heutigen Sakristei erhob sich ursprünglich ein Turm. wie es Abbruchspuren über dem Gewölbe noch erkennen lassen.

Um 1200 erfuhr der primitive Erstbau eine bedeutende Erweiterung: Es entstand eine gut 23 Meter lange und zwischen 13 und 14,5 Meter breite
(Trapezgrundriß), flachgedeckte, dreischiffige Basilika mit Stützenwechsel nach dem Echternacher System. Als Bauherren kommen eigentlich nur die Grafen von Vianden in Frage. Da an den beiden einzigen in Frage kommenden Urkunden von 1228 nachgewiesen werden kann, daß die Trierer Tempelherren keine Beziehungen zu Roth hatten, bleibt ungeklärt, wann die Tempelherrenkommende gegründet wurde. über die Auflösung des Ordens wissen wir mehr: 1312 ging die Kommende an den Johanniterorden über, nachdem der französische König Philipp der Schöne auf dem Konzil von Vienne die Auflösung durchgesetzt hatte. Gut 150 Jahre später hat die Rother Kirche ihre einschneidendste Veränderung erfahren: Die drei Kirchenschiffe wurden im spätgotischen Stil eingewölbt; das heißt die flachgedeckte Basilika wurde in eine gewölbte Stufenhalle umgewandelt und zudem die mittlere Apsis erhöht. Den ursprünglich basilikalen Charakter hat die Kirche auch durch das über alle drei Schiffe gezogene Satteldach verloren, obwohl die romanischen Obergadenfenster noch gut erhalten sind. 1794 wurde die Kommende nach dem Einmarsch der französischen Revolutionsarmee aufgelöst, und nach dem Wiener Kongreß (1815) kam Roth - bis dahin eigenständige Pfarrei - zur Pfarrei Körperich, wozu es bis heute noch gehört.

Die heutige Inneneinrichtung des Gotteshauses bietet ein reichhaltiges und wertvolles Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert, von dem uns allerdings genaue Informationen über Entstehungszeit und Kunsthandwerker fehlen. Der Hochaltar zeigt auf den Tabernakeltüren die Krönung Mariens, die von zwei betenden Engeln flankiert wird. Auf dem Gesims stehen zur Linken der Apostel Petrus und zur Rechten Paulus, in der Mitte der der Täufer (mit Gotteslamm, Kreuz und Schlange). Im Antependium wird eine ungewöhnliche Abendmahlszene dargestellt. Diesem Raum angepaßt wurde eine Chorvertäfelung angebracht, auf der sich oben die heilige Barbara und Odilia sowie vier kleine Putten auf Wolken befinden.

Zwei weitere Altäre verdienen Beachtung:
Der Kreuzaltar (linker Seitenaltar), von ähnlicher Art wie der Hochaltar, wird von einem eindrucksvollen Kruzifix überragt und das Antependium zeigt Blumenranken und in der Mitte ein Herz-Jesu Symbol. Ergänzt wurde der Altar von den Statuen der Mutter Christi und des heiligen Johannes, die Ende 1981 ebenso Opfer von Kunsträubern wurden wie ein Engel, der am Kruzifix hing und das Blut Christi in einem Kelch auffing sowie zwei barocke Putten mit Schwamm und Lanze. Künstlerisch sicherlich das Wertvollste in der Kirche! Der Marienaltar (rechter Seitenaltar) hat außen jeweils zwei gedrehte Säulen, und in einer Renaissancenische steht eine Madonna mit dem segnenden Jesuskind auf dem Arm; darüber zwei Engel, die die Krone halten. Das Antependium ist mit Sonnenblumen verziert und in der Mitte der Name Mariens in einzelnen, verschlungenen Buchstaben dargestellt. Erwähnenswert sind sicherlich zwei barocke, aus Eichenholz gefertigte Beichtstühle, die Chorraum und Langhaus trennende Kommunionbank, der spätgotisch wirkende, auf viereckigem Sockel stehende Taufstein, die Wandmalereien im südlichen Nebenchor (spätgotische Rankenmalerei) und die Kanzel mit den Medaillons der vier Evangelisten.

Im Außenbering dieser alten und ehrwürdigen Kirche ist noch auf drei Sehenswürdigkeiten hinzuweisen:
Vor der Nordwand steht ein über vier Meter hohes sogenanntes Pestkreuz, das angeblich 1632 von den Pfarreien Roth und Vianden errichtet wurde, als im hiesigem Raum die Cholera wütete. Eine Steinplastik im Zwickel zwischen Haupt- und Nordapsis wird volkstümlich als Rother Männchen bezeichnet: Dargestellt wird eine männliche Figur mit stark verkürzten, aber erhobenen Armen. Der Mann trägt einen Lendenschurz und vieles mehr deutet auf den auferstandenen Christus.

Die ehemalige Johanniterkommende, heute Schloß Roth, ist nach der schweren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von den Eheleuten Gertrud und Hubert Eggen originalgetreu aufgebaut worden und zählt heute als Hotel mit Appartements zu den auserlesensten Denkmälern der Route Gottfried von Bouillon.

Abschließend zwei Bemerkungen:
Die Kirche und damit auch die wertvolle Inneneinrichtung sind mehrfach gesichert und dürften nach dem neuesten Stand der Technik möglichen Kunsträubern es sehr schwer machen, sich dieser sakralen Gegenstände zu eigen zu machen.

Gespannt sein darf man auf eine anstehende Untersuchung, was die genaue Datierung des Alters der Kirche angeht: Mit Hilfe der Dachkonstruktion und des Alters des Holzes verspricht man sich genauere und exakte Aufschlüsse. Möge die Rother Kirche den jetzigen und den kommenden Generationen stets eine Glaubens- und geistige Zufluchtsstätte bleiben!

Quelle:
200 Jahre (1790-1990) Pfarrkirche Sankt Hubertus Körperich
Festschrift Pfingsten 1990 Festtage vom 1. bis 3. Juni
Hrsg. katholische Pfarramt Sankt Hubertus Körperich

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Katholische Kirchen
Zeit:
Circa 500 nach Chr. bis circa 1220
Epoche:
Frühmittelalter / Romanik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.222209
lat: 49.925842
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Beim Schloß

Internet
http://www.paulinus.de/blatt/archiv/42/report.htm

Datenquellen
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984. Deutscher Kunstverlag und Christel Krein in http://www.paulinus.de/blatt/archiv/42/report.htm

Bildquellen
Bild 1: © Dorothea Witter, Konz, 1999
Bild 2: Internet
Bild 3: © Marie-Jeanne und Pierre Junio-Haupert, 2004
Bild 4: © Marie-Jeanne und Pierre Junio-Haupert, 2004

Stand
Letzte Bearbeitung: 13.07.2010
Interne ID: 7103
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=7103
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