Neumühle

Neumühle, Gemeinde Enkirch

Beschreibung
Obwohl der Name auf eine verhältnismäßig junge Mühle deutet, wurde doch die ursprüngliche Ölmühle in der Nähe einer Walkmühle bereits 1694 erbaut. 1765 wollte der damalige Besitzer Peter Schütz eine Mahlmühle dazu bauen. Alle drei Erbbeständer Müller haben sogleich einen wilden Protest zur Herrschaft geleitet, um sie an ihr Versprechen zu erinnern, daß keine weitere Mühle erbaut werden dürfe, ehe wirklich Bedarf dazu vorhanden sei. Man befürchtete weitere Konkurrenz.

Das Bauvorhaben wurde nicht durchgeführt. Die Ölmühle ist langsam veraltet, da im Ort bessere und neuere Ölmühlen entstanden waren. Die Gebäude wurden 1799 öffentlich versteigert. Ein noch erhaltenes Manual des Ansteigerers Daniel Gerhard bringt manchen Lichtblick in die sogenannte Franzosenzeit und heißt in gekürztem Wortlaut:

Ich Daniel Gerhardt gebürtig von Enkirch wurde geboren in der Gemeinde-mühl bei Enkirch, welche meinem Vather zum Eigenthum gehöretundjetzt meinem Bruder gehöret, geboren 1770 den 4ten August. Unsere Mutter Selig machte uns zwey Brüder besonders eifrig zum Handel. Da Sie uns unser Trinkgeld hies zusammen sparen, daß wir uns 4 Faß Korn kaufen konnten, welches wir mahlten, wenn die Mühl still stund, daß wir den Vatter nicht verhinderten, da wir uns einen ziemlichen Kreuzer spahrten bis mein Bruder in die Fremde ging, da wars aus.

1790 ging ich in die Fremde und blieb daselbst 3 Jahre bey anderen Leuten, allwo ich noch vollends lernte was zu meiner Profession nötig war. 1793 schrieb mir mein Bruder und Eltern daß meine Mutter sehr krank wäre und ich möchte nach Hause kommen, wie ich vier Wochen zu Haus war starb meine Mutter, daselbst teilten wir unser Vermögen und mein Bruder nahm die Mühle vor sich an, ich gab sie Ihm auch ohne gespielt vor 1300 Lhd und dachte Gott wird auch vor mich sorgen welches wir auch gleich spürten in unserem Handel mit meinem Bruder. Mein Bruder Heinrich Matthias und ich trieben den Handel gemeinschaftlich 7 Jahre lang und erwarben in der Zeit in jeder ungefähr 1500 fl baares Geld. 1799ter Jahr wurde die sogenannte alte Peter-Schütz'sche Walk- und Ölmühl versteigt, welche ich steigte vor 500 fl ohne Kosten. Da fing ich gleich auf der Stelle an, diese sogenannte Neue Mühle zu bauen, welche mit großer Mühe und beschwerlicher Arbeit den Nachsommer noch unter Dach und rundherum in den Leim gebraucht wurde, ich mußte auch all das Land wo die Mühle aufsteht und alle gerechtigkeit um die Mühl kaufen oder auch etliche tauschen, wie man am besten zurechtkam, weil ich mit vielen Leuten zu kämpfen hatte bis ich endlich nach und nach alles in Ordnung brachte wie sichs jetzt befindet. Den Winter wurde an dem Mühlwesen gearbeitet, das Frühjahr im Februari 1800 wurde die Gibsmühle fertig mit einer im Trilles daran gehenkten Gibs Poch, welches ziemlich gut ging bis ich es noch einmahl verbesserte. 1800 vor Pfingsten trat ich in die Ehe mit meiner Ersten Frau Selige Anna Maria ein geborene Arendin, in dieser vergnügten Ehe zeigt wir 5 Kinder nämlich 2 Söhne und 3 Töchter davon jetzt so lang es Gott gefällt eins noch am Leben sich befindet, ich lebte mit meiner Frau Selig 7'/z Jahr in der Ehe und starb 1807te im Jahr im Kindsbett, sie war 28 Jahre alt, das Kind war auf die Welt kommen. 1801 bauete ich den Mahlgang in der Mühle, wo man die Frucht mahlt und Schulte auch darauf.

1802 erbaute ich die alte Scheuer mit dem Stall neben der Hanfreibe. 1803 machte ich die Schelmühl an den Mahlgang und Brau Hauß (Bierbrauer). 1804 baute ich die Neue Scheuer mit Stall und einem großen Zimmer darauf welches Holß von dem Closter herrühret und auch daß
Dachwesen mit den leyen. Auch die Stein sind vom Closter an der Thüren und Fenster. 1804 selbiges Jahr machte ich auch die neue Gibs Poche mit der dabei befindlichen Hanfreib, welche mich sehr viel Kopf kostete alles viel Sinn so einzurichten weil der Mühl Meister davon nichts verstund. Ich ließ alles im Taglohn machen und ihrer 3 Mann paßten 19 Wochen an diesem Werk. Selbiges Jahr machte ich auch die zwei Kammere vor die Knecht oben in die Mühl. Der Zug, wo der Gibst sich auf die Mühl ziehet, hab ich in den ersten Jahren selbst gemacht. 1806 hab ich wieder verändert und alles noch besser worden.1813 erbaute ich den neuen Pferdestall.

1814 mußten die Franzosen wieder das hiesige Land verlassen. Die deutschen Mächte kamen auf Neujahrsnacht über den Rhein und schlugen die Franzosen bis in Frankreich und Napoleon wurde von dem kayserlichen Thron gestürzet.

1814 vor Ostern legte ich die Branntwein Brennerey an und treibe solches ziemlich und verbesserte den Viehstand noch mehr durch dieses Futter neben dem viel angelegten Kleebau. Ewiger Klee pflanzte ich in den schlechten Weinbergen und ein deutscher Klee in den Fruchtfeldern in
Thal und auf den Bergen, wo ich der Anfänger vom Kleebau liier war. 1809 erbaute ich auch den neuen Keller unter dem Kelter Hauß, dieser fiel halb ein.

1810 machte ich ihn wieder und das Kelterhauß darauf. 1811 den Kelter und das Gewölb daneben vor ein Waschhaus welches ich 1814 gegen das Frühjahr wie die Franzosen aus dem Land waren zur Branntwein Brennerey
eingerichtet alwo das Wasser überall von selbst oben in alle Fässer und Kühl Tonne läuft und unten wieder abläuft ins Waschhaus, ich kaufte 1814 zwey alte Brandwein Kessel von Peygrebersroth von Trarbach vor 59 (?) daß Pfund zu 287 diese braucht ich ein Jahr und verkaufte den Kleinen vor 55 mit dem Zubehör. Da lies ich mir einen neuen machen zu Kreuznach bei H. Friedel Denzer auf der Brück, das kostet also zusammen 106 ohne Zugehör mit dem schlangen Rohr.

Auch dieser Mühlenbetrieb, zu welcher auch die junge Schompenmühle gehörte, ist längst eingegangen. Unter dem alten Namen Neumühle läuft heute eine Gastwirtschaft mit Pensionsbetrieb.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Technische Bauten und Industrieanlagen / Mühlen
Zeit:
1694
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.144243
lat: 49.983278
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der Neumühl

Internet
http://www.enkirch-mosel.de/

Datenquellen
Hans-Immich-Spier; Ursprung der Enkircher Mühlen In: Ancharicum - Enkirch - 733 - 1983


Stand
Letzte Bearbeitung: 14.03.2006
Interne ID: 7743
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=7743
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