Bismarckturm

Weinbergshaus und Aussichtsturm
Schoden, Gemeinde Schoden

Beschreibung
Über dem steil zur Saar abfallenden Weinberg im Süden der Gemarkung stehend. 1901 / 02 im Zusammenhang mit dem Bau der Weinbaudomäne Ockfen aus Schiefergestein und verstärkenden Rotsandsteinquadern erbaut. Das hangseitig mehrgeschossig aufwachsende Bauwerk ragt nur mit einem geböschten Geschoß und der von Zinnenkrone über Rundbogenfries eingefaßten Aussichtskanzel auf. Der kleine und einzige Bismarckturm im Landkreis weist die üblichen trutzigen Wehrformen aus mittelalterlichen Zitaten auf. [1]


Auf Höhenpunkt 234,4 Meter über Normal-Null.

100 Jahre Bismarckturm Schoden
Von Rudolf Klein

Der einzige Bismarckturm in der Trierer Region wird im Herbst 2002 hundert Jahre alt. Er steht oberhalb des Ortes Schoden und bietet einen herrlichen Rundblick über das Saartal von Saarburg bis Wiltingen sowie über den neu geschaffenen Saarkanal in Richtung Kanzem.
Um die Jahrhundertwende, als die Weinbaudomäne Ockfen sich im Bau befand, fasste der damalige Forstmeister Willibald Hoepp den Gedanken zum Bau eines Aussichtsturmes. Das hierzu erforderliche Gelände wurde der preußischen Domänenverwaltung durch die Gemeinde Schoden kostenlos übereignet. Die Heimatzeitung Saarburger Kreisblatt berichtet in ihrer Ausgabe vom 5. September 1902 wie folgt: In der Nähe der Eisenbahnhaltestelle Schoden an dem Wege zu dem Domänenberge ist die Königliche Regierung im Begriffe, einen Aussichtsturm zu erbauen, der eine Höhe von 4,60 Meter erhält. Die Mauerarbeiten sind dem Bauunternehmer Lorth aus Beurig übertragen. Von dem geplanten Turme bietet sich dem Auge eine herrliche Aussicht. Am 18. Oktober des gleichen Jahres berichtet das Heimatblatt von der Fertigstellung des Rohbaues und in der Ausgabe vom 8. April 1903 wird folgendes über die Fertigstellung des Bauwerkes berichtet: Im letzten Herbste wurden an dem Wege von der Eisenbahnhaltestelle nach der hiesigen staatlichen Musterweinbergsanlage ein Aussichtsturm erbaut, doch wurde er damals nur im Rohbau vollendet. Nun hat man bereits mit den anderen Arbeiten begonnen. Der Turm ist von einer, mit einer niedrigen Mauer eingefassten stattlichen Anlage umgeben. In dieser hat man in der letzten Zeit 48 Ziersträucher gepflanzt und zwar 12 morgenländische oder chinesische Lebensbäume, 17 Rottannen oder Fichten, 6 Weiß- oder Edeltannen und 13 Kieferbäumchen. Vom Wege aus gelangt man auf einer 17 Stufen hohen sandsteinernen Treppe auf die Plattform des Aussichtsturmes, die einen Raum vom 3,75 qm bietet. über den Turm hinaus ragt eine hohe Fahnenstange, an der schon am letzten Kaisergeburtstag (27. Januar) die Nationalflagge flatterte. Zahlreiche Spaziergänger von nah und fern haben schon in diesem Jahr den Aussichtsturm besucht. Aber eine wirklich herrliche Aussicht auf das Saartal bietet sich unseren Augen dar. Saaraufwärts erblickt man die steilen Sandsteinfelsen mit der Klause und der Kapelle mit dem Grabmahl des blinden Königs Johann von Böhmen bei Kastel und die Burg auf dem Schlossberg bei Saarburg, welche sich stolz über das Saartal erhebt. Folgende Ortschaften sind deutlich sichtbar: Kastel, Beurig, Saarburg (Unterstadt), Niederleuken, Ayl, Biebelhausen, Schoden und Wiltingen. Der Aussichtsturm ist durch freiwillige Gaben errichtet worden.
Ob der Turm ursprünglich als Bismarckturm errichtet wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht jedoch, dass das ursprünglich als Domänenturm bezeichnete Bauwerk laut einer Zeitungsmeldung vom 22. Juli 1903 mit einem Bildnis des Fürsten Bismarck geschmückt wurde und den Namen Bismarckturm erhielt. Das Relief war aus Bronze gegossen und stellte den Reichsgründer Otto von Bismarck (1815-1898) in Generalsuniform dar, umgeben von einem Kranze von Lorbeer und Eichenlaub. Damit zählte nun dieser Turm, der einschließlich der Brüstungsmauer eine Gesamthöhe von 6,30 Meter aufweisen kann, zu den 235 inzwischen bekannten Bismarck-Türmen und Bismarck-Säulen, die zwischen 1869 und 1934 errichtet oder entsprechend umbenannt wurden. Der größte Teil dieser Bauwerke wurde um die Jahrhundertwende errichtet. Zu dieser Zeit erlebte die Verehrung Bismarcks ihren Höhepunkt. Keinem anderen Politiker wurde mit der Errichtung von Denkmälern so gedacht, wie dem Schmied der deutschen Einheit. Schon zu Lebzeiten, jedoch ganz besondern nach seinem Tode setzte eine Bismarckverehrung ein, die sich in einen heute nicht mehr zu verstehenden Bismarckkult steigerte. Dieser fand seinen Ausdruck in vielfältigen Formen. über 450 Städte verliehen ihm die Ehrenbürgerschaft, Bismarckvereine wurden gegründet und zahlreiche Bismarck-Denkmäler in Auftrag gegeben. Im Porträt wie auch in der Karikatur fand die Popularität des Reichsgründers ihren Niederschlag. In der Architektur prägten sich neue Elemente zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers heraus. Straßen und Plätze, Schulen, Steine, Eichen, ja ganze Landstriche und Inseln wurden nach ihm benannt. Durch den Aufruf der deutschen Studentenschaft, im ganzen Land Bismarckgedenksäulen zu errichten, erreichte auch die Grundsteinlegung von Bismarcktürmen ihren Höhepunkt. Der weitaus größte Teil dieser Türme war über das Gebiet des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1914 verteilt. Dazu kamen einzelne Türme in österreich-Ungarn und den ehemaligen Kolonien. Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz wurden 14 Türme errichtet, von denen noch 12 erhalten sind.
Der Bismarckturm Schoden hat die beiden Weltkriege mit verhältnismäßig geringen Schäden überstanden, obwohl sich im 2. Weltkrieg direkt unterhalb des Turmes ein Westwallbunker befand. Jedoch erst auf Antrag der Amtsverwaltung Saarburg-Ost hat lange Zeit später die staatliche Domänenverwaltung eine Beseitigung der Kriegsschäden und Restaurierung des Turmes vornehmen lassen und ihm so sein früheres Aussehen wiedergegeben. Als das Interesse der Domänenverwaltung am Erhalt des Bauwerkes jedoch nach wiederholten Beschädigungen durch Unbekannte endgültig zurückging, erwarb die Ortsgemeinde Schoden am 22. Februar 1974 zu einem Preis von 1.000 DM den Turm mit dem dazugehörigen 212 qm großen Gelände. Einige Zeit später wurde das vorerwähnte Bismarck-Relief leider durch Unbekannte entwendet. Zum 100jährigen Jubiläum des Turmes schmückt diesen jedoch an gleicher Stelle wieder das Bildnis des Namensgebers Otto von Bismarck auf einer Gedenktafel, welche von einem Schodener Bürger gestiftet wurde. [2]

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Aussichtspunkte /
Zeit:
1901-02
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.578284
lat: 49.630142
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Oberm Pell im Birkenholz

Internet
http://www.trier-saarburg.de/kultur/bismarkturm.phtml

Datenquellen
[1] Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Trier-Saarburg, 12.1 Wernersche Verlagsgesellschaft 1994
[2] Rudolf Klein: 100 Jahre Bismarckturm Schoden http://www.trier-saarburg.de/kultur/bismarkturm.phtml

Bildquellen
Bild 1: © Pierre Behrens, Trier, 2016. www.traumsteige.com
Bild 2: © Pierre Behrens, Trier, 2016. www.traumsteige.com
Bild 3: © Pierre Behrens, Trier, 2016. www.traumsteige.com
Bild 4: © Martin Lutz, Kanzem.
Bild 5: © Martin Lutz, Kanzem.
Bild 6: © Martin Lutz, Kanzem.

Stand
Letzte Bearbeitung: 24.04.2016
Interne ID: 8027
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=8027
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