Gebäude Brotstraße 20-22

Mattheiser Hof
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Brotstraße 20-22

Beschreibung
Etwa zeitgleich mit dem Clementinum errichtet Johann Anton Neurohr für die Abtei Sankt Matthias in der Brotstraße 20-22 in den siebziger Jahren den Mattheiser Hof".

Der Bau ist geschickt an der Ecke Hosenstraße und Brotstraße plaziert und bildet durch einen Gebäudeknick in der Brotstraße einen kleinen Vorplatz.

Zweigeschossig mit hohem Mansarddach weist die siebenachsige Hauptfassade zur Brotstraße. Die Bauformen entsprechen mit segmentbogigen, glatten Fenstergewänden mit Scheitelstein sowie Gurtgesims und rustizierten Ecklisenen den barocken Formen der Zeit.

Der einachsige Mittelrisalit trägt ein steiles Frontispiz, das an den Seizschen Giebel der Kronenburg von 1759 oder denjenigen der Promotionsaula aus dem Jahre 1775 erinnert.

Die Gestaltung des Risaliten weicht von der des restlichen Gebäudes ab: Das Obergeschoß zeigt neben der Eckrustizierung zwei glatte ionische Pilaster, deren Kapitelle mit einem Hängefeston geschmückt sind, wie wir es als Louis-seize-Applikation 1785 am Gebäude Hauptmarkt 17 finden werden. Das zentrale Fenster besitzt eine antikisierende Profilierung sowie eine Ohrenerweiterung beidseitig oben und unten. Es ist mit derjenigen am Clementinum die früheste derartige Form in Trier. Zugleich besitzt das darunterliegende korbbogige Portal einen Schlußstein mit Rocaille-Ornamentik.

Mit dem Mattheiser Hof zeigt sich eine der ersten gebauten Erweiterungen des Formenrepertoires in Trier, wenngleich er im Vergleich mit dem Clementinum in seiner Gesamtwirkung noch als barock zu bezeichnen ist. Erst in der Folge entstehen in und um Trier diejenigen Bauten, die dem aufkommenden Klassizismus zum Durchbruch in Trier verhelfen: Monaise und Domfreihof 2.

Etwa ein halbes Jahrzehnt nach der Errichtung der beiden vorbeschriebenen Gebäude zeigen einige Bürgerbauten Anzeichen einer zaghaft einsetzenden Fortentwicklung, während andere, später zu erwähnende Bauten, mit ihrer Gestaltung die lokale Tradition bereits ganz verlassen.

Obwohl in der Großform mit zwei Geschossen, Mansarddach und segmentbogigen Fenstern typische Gebäude des 18. Jahrhunderts, finden sich an ihnen in der Großstruktur wie im Detail Formen, die über Spätbarock und Rokoko hinausweisen und Neues in den bisherigen Formenkanon und das Formverständnis bringen.


Erhaltungszustand: Fassade erhalten

Hausnummerierung:
1784: 259
1851: 248

Baumeister: Baumeister: Johann Anton Neurohr
Geboren: 1735
Gestorben: 1.3.1800 in Trier [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Neurohr, Johann Anton, Tirol [+30.11.1742].
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1773
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.640083
lat: 49.754054
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.drzimmermann.info/

Datenquellen
[1] Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997. ISBN 3-88476-280-X

Bildquellen
Bild 1: Aufnahme um 1903 von Prof. Wilhelm Deuser, Sammlung Stadtarchiv Trier

Stand
Letzte Bearbeitung: 14.08.2004
Interne ID: 8600
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=8600
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