Portale und Pförtnerpavillon

Weberbach 72
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Weberbach 72

Beschreibung
[...] In der Folge erbaut Wolff 1853 im Bering des Clementinums drei Portale sowie einen Pförtnerpavillon als Zugänge von der Weberbach.

Hierbei überträgt er das Schema der gestelzten Segmentbögen seiner romantischen Türme am Augustinerhof auf die drei Portalbauten: Er gestaltet zwei segmentbogige Sandsteinportale, deren Bögen auf dem Kämpferkapitell gestelzt und mit aufsitzenden Akanthusakroterien versehen sind.

Der Bau des Clementinums wurde von Seiz in barocken und frühklassizistischen Formen errichtet. Auch der 1848 ergänzte Professoren- und Bibliotheksbau, an den Wolffs Portal anschließt, zeigt sich in einer Mischung aus klassizistischen und frühbarocken Formen. Wolff nimmt mit seiner Portalgestaltung das vorhandene Nebeneinander von Barock und Klassizismus auf.

Zugleich errichtet er das eklektisierende Pförtnergebäude: Die Fassade des in der Straßenansicht symmetrisch angelegten eingeschossigen Gebäudes besteht aus einem giebelständigen Mittelteil mit flach geneigtem Satteldach, dem seitlich basilikaartig schmale Seitenschiffe angefügt sind, deren oberer Abschluß in einem Zinnenkranz besteht, dessen Zinnen dieselbe Silhouette haben wie das Giebelakroterion des Mittelteiles.

Die Seitenschiffe wie auch die daran angrenzende Mauer zeigen vierpaßartige Öffnungen, denen ein über Eck stehendes Quadrat zugrunde liegt. Der Mittelteil ist wiederum symmetrisch gegliedert mit einer zentralen rundbogigen Ädikula mit kannelierten korinthischen Säulen, in der eine (nach der Zeichnung nicht identifizierbare) Figur steht. Links und rechts davon je ein mit einer Blendarkatur überfangener segmentboglger Eingang.

Wo man nun glaubt, hinter der vermeintlichen Giebelfassade einen entsprechend symmetrischen und in die Tiefe sich erstreckenden Baukörper vorzufinden, da sieht man einen nur wenige Meter tiefen Bau, dessen Grundrißdisposition in keinem Bezug zu seiner symmetrischen Fassade steht: Die linke Gebäudehälfte besteht aus einem etwa mittig geteilten großen Raum, bezeichnet als Pförtner Gelasse, die andere Hälfte aus einem Durchgang, dessen Straßenportal wohl um der Fassadensymmetrie willen an die rechte Wand verschoben wurde, sowie einem Ansprech Zimmer.

Spätestens hier zeigt sich, daß Wolff den Klassizismus zugunsten eines romantisierenden Historismus aufgegeben hat. Seine bisherigen Gebäude waren stets in sich schlüssige Bauten, deren Grundrißdisposition entsprechend klassizistischer Grundhaltung dem symmetrischen Fassadenaufbau in großen Zügen folgte.

Erhaltungszustand: Portale erhalten

Hausnummerierung:
1784: 192
1851: 183

Baumeister: Johann Georg Wolff (Kreisbaukonduktor und später Bauinspektor sowie bis 1848 Stadtbaumeister)
Geboren: 7.3.1789 in Trier
Gestorben: 31.8.1861

Weitere (erhaltene) Bauten: u.a. Kasinogebäude am Kornmarkt, Hauptzollamt am Johanniterufer 1-3 und das Königlich Preußische Gefängnis, heute Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum. [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Wolff, Johann Georg (Stadtbaumeister), Trier [1789-1861].
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Feudale Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1853
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.641538
lat: 49.752851
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.drzimmermann.info/

Datenquellen
[1] Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997. ISBN 3-88476-280-X

Bildquellen
Bild 1: Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier AS.II.1

Stand
Letzte Bearbeitung: 14.08.2004
Interne ID: 8867
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=8867
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