Palastgarten

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Weimarer Allee

Beschreibung
Im 19. Jahrhundert ein Exerzierplatz, jetzt schönste Gartenanlage Triers.

Im Herzen der Stadt trifft man auf krönende gartenarchitektonische Kostbarkeit, den Palastgarten. Barocke Gartenkunst, umrahmt von erlesenen Zeugnissen der Kunst und Geschichte: ein bezaubernder Park, indem sich steinerne Vergangenheit und blühende Gegenwart gleichermaßen erleben lassen. Ein Teil des Gartens entspricht ganz dem Stil, den wir auf Basis der antiken griechisch-römischen Gärten kennen. Mit der klassischen Literatur und den schönen Künsten überschritt auch die Gartenkunst im 16. Jahrhundert die Alpen und suchte auch in Deutschland eine neue Heimat. Das Einzigartige der italienischen Gartenkunst ist die strenge, stilistische Entwicklung und der ihr innewohnende Reichtum künstlerischer Gedanken, der jede neue Schöpfung zu einem individuellen Kunstwerk macht.
Vordergründig und perspektivisch etwas überdimensioniert, formt sich aus drehendem Wasserspiel das bewegte Bild einer Tulpenblüte.

Die Hainbuchenwände sind nach einem historischen Plan verwirklicht. Durch ihre Licht-Schatten-Wirkung beleben sie raumgliedernd und begrenzend den barocken Gartenteil.
Die vielen Bogenöffnungen präsentieren sich wie eine freundliche Einladung zu freiem Eintritt in ein kleines Blumenparadies.

Ein Überraschungseffekt en miniature wird beim Betreten des Herrengärtchens geboten. Umschlossen von strenggeschnittenen hohen Hecken, bietet diese symmetrisch Anlage in ihren vier Ecken den allegorischen Darstellungen der sinnlichen Wahrnehmung
Aufstellungsraum, die zum Nachdenken und Schmunzeln anregen sollen.

Als östlicher Nachbar hat das Rheinische Landemuseum mit einen reichhaltigen Exponaten und Zeugnissen, vornehmlich aus römischer Zeit, mit seinem 1985 errichteten Erweiterungsbau im Glasarchitekturstil unserer Epoche einen Arm über die Stadtmauer gestreckt, eine Cafeteria betreibend, um teilzunehmen am Zauber der Blütenpracht und dem Flair plätschernder Quellfontänen im Langbecken. Seitlich angeordnet stehen Bänke zur Ruhe einladend vor prächtigen Magnolienbäumen, die nur in sehr sonnenreichen Jahren ihre lackroten Samen ansetzen. Es ist ein in sich überschaubarer intimer, zum Verweilen einladender Gartenbereich, der mit aufstrebender Barockfassade des Seitenrisalits einen harmonischen Abschluss findet. Natürlich bleibt hinter einem noch auf Zuwachs bepflanzten Taxushecke viel Raum für Kinder, getrennt nach Bolz- und Spielplätzen sowie gesondertem Mutter-Kind-Bereich. Sehr gegensätzlich im Gestaltungscharakter öffnet sich der landschaftlich angelegte Gartenteil im Anschluss an den geometrischen Garten. Eine mit Bäumen begrenzte große Liegewiese ist beliebter Treffpunkt. Auffallendster Anziehungspunkt ist eine fünfstrahlige Fontäne. In Verbindung mit einer Trauerweide und den Ruinen der Kaiserthermen bildet dieses Ensemble eine einmalig pittoreskes Detail. [1]

Geschichtliche Entstehung des Palastgartens:
(Text: Jürgen Bier, Trier 2022)
Nach der Besetzung unserer Stadt durch die Truppen Napoleons wurde das Kurfürstliche Palais 1803 zur Kaserne, der Garten davor wurde zum Exerzierplatz umgewandelt. So blieb es auch bis 1930 unter wechselnder Benutzung des Militärs. Für den Garten zeigte die Stadt Trier Interesse, sie wollte ihn zu einem Volksgarten umwandeln, jedoch es fehlte das Geld dazu.
Peter Franz Weißebach, Kaufmann und Junggeselle, geboren am 18.7.1860 in Trier, der sich als Mitbesitzer des Weingutes Kanzemer Berg (Weingut Weißebach Erben heute von Othegraven / Günther Jauch) frühzeitig zur Ruhe gesetzt hatte. Als Privatier machte er mit seinen Mitmenschen manchen Spaß. Als er vom Interesse der Stadt erfuhr, setzt er die Stadt Trier als Erbe seines Vermögens ein. Allerdings sollte von dem Geld auf den Hauptfriedhof ein Krematorium gebaut werden, was im streng katholischen Trier so gut wie unmöglich war. Er wusste das und hatte deshalb in einem Zusatz bestimmt, dass wenn der Stadtrat die Zweckbindung 5 Jahre hintereinander ablehnen würde, durfte der Betrag für die Anlegung des Volksgartens verwendet werden.
Notgedrungen musste der Stadtrat 5 Jahre eine „Krematoriums Debatte“ führen, in der – vorhersehbar - der Bau des Krematoriums abgelehnt wurde. Danach erst konnte der Volksgarten angelegt werden. Nach Seinem Tod am 10.11.1925 in Trier vermachte er auch 3 Fuder des Jahrgangs 1921, ein Jahrhundertwein, der ein beträchtliches Verbögen darstellte, der Stadt. Wegen des Zusammenhangs wurde er auch „Krematoriums Wein“ genannt.
Die Stadt Trier ehrte ihn für seine Spende mit einer Tafel im Volksgarten (Bild3). Hinter der Steintafel wurde eine Flasche „Krematoriums“ Wein eingemauert. [2]


[Red.:
Zum Stifter Peter Franz Weißebach s. auch Objekt 1774 "Gedenktafel zu Franz Weißebach".]

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Parks, Gärten und Friedhöfe / Barockgärten
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.642921
lat: 49.751494
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.trier.de/stadt/palast.htm

Datenquellen
[1] Stadt Trier - Stadtinfos - Sehenswürdigkeiten
[2] Jürgen Bier, Trier, 2022.

Bildquellen
Bild 1: Internet
Bild 2: http://stadtmagazin.com/trier.htm
Bild 3: © Jürgen Bier, Trier, 2022.

Stand
Letzte Bearbeitung: 26.04.2022
Interne ID: 9
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=9
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