Ehemaliges Welschnonnenkloster

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Flanderstraße 2

Beschreibung
1640: Zwei Domherren holen Schwestern der lothringischen Augustinerschulschwestern nach Trier, die im Volksmund "Welschnonnen" genannt werden. Die Schwestern sollen Mädchen aus den ärmeren Schichten unentgeltlich unterrichten und erziehen.

1653: Ankauf eines Hauses in der Dominikanergasse, das als Kloster- und Schulgebäude eingerichtet wird. Bald wird das umliegende Gelände zwischen Flandern- und Sichelstraße dazuerworben.

1713: Beginn des Neubaues eines Schul- und Pensionatsgebäudes.

1714-16: Bau der Kirche (Welschnonnenkirche)

1728-34: Neubau der Klostergebäude.

1785-87: Bau weiterer Pensionatsgebäude.

1801/02: Da die Welschnonnen dem öffentlichen Unterricht dienen, werden sie als einzige klösterliche Gemeinschaft in Trier von den Franzosen nicht aufgehoben und können - auch unter der preußischen Regierung - weiterwirken.

1875: im Zuge des Kulturkampfes (Ordensgesetz vom 31. Mai 1875) wird das Kloster von der preußischen Regierung aufgehoben; die Nonnen werden ausgewiesen. die Kirche geht an die Marianische Jünglingskongregation über.

1878: Einrichtung einer städtischen Mädchenschule im ehemaligen Welschnonnenkloster.

1886: Die Kloster- und Schulgebäude werden verstaatlicht (Augusta-Viktoria-Schule).

Prof. Dr. Josef Steinruck [1]

Die Welschnonnenkirche Maria Himmelfahrt zu Trier hat ihren Namen nach den Augustinerinnen aus Lothringen, den Welschen Nonnen, die von Pierre Fourier gegründet wurden. Dem Orden obliegt der Unterricht von Mädchen und jungen Frauen und die Pflege sozialer Aufgaben. Die Kirche liegt mitsamt den ehemaligen Schul- und Klostergebäuden an der Flanderstraße, am nördlichen Rand der Domimmunität.

Der einfache, durch Strebepfeiler gegliederte Baukörper mit seinem steilen, zur Straße gewendeten Giebel, dem mächtigen Schiefersatteldach und dem zierlichen Dachreiter mit welscher Haube bestimmen das Viertel. Die Windfahne hat den Umriss eines Mädels, das seine Arme ausstreckt. - Nachdem bereits 1640 die lothringischen Schulschwestern nach Trier gekommen waren und man 1713 mit dem Bau eines Schul- und Pensionatsgebäudes begonnen hatte, konnte 1714 der Grundstein zur Kirche gelegt werden. 1716 wurde sie konsekriert. - Die Welschen Nonnen überstanden die Klosterauflösungen im Gefolge der französischen Revolution, da sie als Schulschwestern einem nützlichen Zweck dienten. Erst die Preußen haben sie 1875 im Kulturkampf verjagt.

Die Welschnonnenkirche ist in den schweren und einfachen Formen des Hochbarock erbaut. Der entwerfende Architekt ist nicht zu ermitteln. Es handelt sich um einen einfachen fünfjochigen Saalraum mit schmalen Wandpfeilern, Gurtbögen und Kreuzgratgewölben und geradem Chorschluss. Eine von Säulen getragene Nonnenempore nimmt fast die westliche Hälfte des Schiffes ein. Auf ihr befindet sich hinter der Orgel der Nonnenchor mit seinen Stallien.

Die reiche Ausstattung ist erhalten. Die Seitenaltäre des 17. Jahrhunderts entstammen einer älteren Kirche. Das barocke Hochaltarretabel bedeckt fast die ganze Fläche der Stirnwand. Es ist eine vorzügliche Arbeit in furniertem Holz.
Das Altarblatt von Counet stellt die Aufnahme Marias in den Himmel dar. Zwischen den Säulen rechts und links stehen lebensgroße und qualitätsvolle Figuren des heiligen Pierre Fourier und des heiligen Augustinus.

Hinter dem Hochaltar steigt man über eine Wendeltreppe zum reich mit Stallien ausgestatteten Kapitelsaal empor; die Sakristeien befinden sich im Erdgeschoss.

Besonderes Schmuckstück der Kirche ist die Orgel der Gebrüder Stumm von 1757. Es ist die einzige in Trier erhaltene Stumm-Orgel. Nach Aufhebung von Kloster und Klosterschule in Folge der Säkularisation diente die Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg der Pfarrgemeinde Unserer Lieben Frauen und Sankt Laurentius (Liebfrauen) als Ausweichkirche. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Klosteranlagen
Zeit:
Circa 1700 bis circa 1780
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.645441
lat: 49.757324
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.trierer-orgelpunkt.de/

Datenquellen
[1] Klöster in Trier von der Spätantike bis zur Gegenwart. Katalog zur Ausstellung der Katholischen Erwachsenenbildung anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Trier vom 25.3. bis 1.11.1984 im Domkreuzgang. Konzeption: Prof. Dr. Franz J. Ronig.
[2] Dr. F. Ronig in Trierer Orgelpunkt, Chor- und Orgelmusik in Konstantin-Basilika und Dom.

Bildquellen
Bild 1: © Peter Valerius, Kordel, 2005.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2005.

Stand
Letzte Bearbeitung: 28.07.2011
Interne ID: 93
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=93
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