Künstliche Burgruine

Mirbach, Gemeinde Wiesbaum

Beschreibung
1901 von Ernst Freiherr von Mirbach errichtete künstliche Burgruine. Gehört zu den kuriosesten, kunsthistorischen Objekten der Eifel.

> Das Adelsgeschlecht derer von Mirbach ist eines der ältesten Adelsgeschlechter der Eifel und war um 1200 in Wiesbaum und Mirbach ansässig. Die Herren von Mirbach waren Lehensleute verschiedenster Grafen und Bischöfe und hatten (gleichzeitig) verstreut in der Nordeifel, im Eifelvorland und der Ahr Güter zu Lehen.
Ihr Mirbacher Besitz bestand aus zwei Hofgütern, dem Oberen oder Simonshof und dem Unteren oder Clausenhof, der auf einer Anhöhe über dem Mirbach lag.

Nach wechselvoller Geschichte wurden die beiden Höfe mit etwa 230 Morgen Land am 31. Oktober 1595 von der letzten Mirbacher Besitzerin Sophia v. Nievelstein, geb. v. Mirbach-Immendorf verkauft.

300 Jahre nach der Veräußerung ihres Besitzes kamen die Mirbachs wieder in das Eifeldorf zurück. Im Juli 1852 und September 1854 wurde der 1844 geborene Ernst Freiherr v. Mirbach mit seinem Vater von Trier aus, wo letzterer als Oberregierungsrat im Dienst stand, auf Dienstreisen in die Eifel mitgenommen. Die damals noch 1-2 Meter hohen Mauern (wahrscheinlich) des 1671 verfallenen Oberen oder Simonshofs wurden von ihm als letzten Reste der Burg Mirbach gedeutet. Der romantische Zauber, der den Zehnjährigen erfasst hatte, ließ ihn auch als Mann nicht mehr los, die Ruinenschwärmerei, des 19. Jahrhundert, die viele alte Adelsfamilien sich plötzlich auf ihren Stammsitz besinnen ließ, führe Ernst v. Mirbach 1879 wieder nach Mirbach, wo aber mittlerweile sämtliche Mauerreste, auf denen er als Junge umhergeklettert war, verschwunden waren. Man hatte sie bis auf die untersten Fundamente, die mit Wiesenland zugedeckt waren, zu Bauten im Dorf abgetragen.

Die Besuche v. Mirbachs in der Eifel wiederholten sich, seit 1896 kam er jedes Jahr und in den Jahren 1898-1902 erwarb er 40 Morgen des alten Stammsitzes, dabei die Überreste der alten Burg und war somit wieder Burgruinenherr und Bauer in Mirbach geworden. Ende der 80er Jahre scheint ihm der Gedanke an den Wiederaufbau der Burgruine gekommen zu sein. Ernst v. Mirbach ließ die Fundamente des Hauses ausgraben und auf einige Meter Höhe mit dem Turm wieder aufbauen. Zum Bau der Burgruine wurden teilweise alte Materialien verwendet: Steine der alten Burg; Tür- und Fenstereinfassungen, Altarplatten, Fliesen, römische Ziegel und ein Grabstein (1619) aus der alten Kapelle; Gewölberippen und mit Rosen verzierte Bogensteine aus der alten Hillesheimer Burg, die in einer Gartenmauer verarbeitet waren; eine Fenstereinfassung in spätgotischen Formen aus der Burg Kerpen, die zuletzt im Stall des Mirbacher Hofs in Kerpen eingemauert war. Im Oktober 1902 war der Bau der Ruine vollendet (s. oberes, historisches Foto der künstlichen Burgruine mit der Mirbach'schen Fahne von 1903).

So steht die Burg unserer Ahnen, nicht im Traum, sondern in Wirklichkeit vor uns und wird unseren Nachkommen hoffentlich noch nach Jahrhunderten eine dauernde Anregung geben, den ehrwürdigen alten Stammsitz der Familie zu erhalten und zu pflegen schrieb Ernst v. Mirbach 1903. Die jüngeren Generationen der Familie gerieten aber in Zeiten, in denen für romantischen Zauber kein Platz mehr war, und so ist mittlerweile nach noch nicht einem Jahrhundert aus der künstlichen eine echte und sehr baufällige Ruine geworden (s. unteres Bild vom Ende der 80er Jahre).

(Herbert Wagner, Mirbach in der Eifel, Rheinische Kunststätten Band 246, 2. Auflage 1991)

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wehrbauten und militärische Anlagen / Burgen
Zeit:
1902
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.678121
lat: 50.356883
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.wiesbaum.de/

Datenquellen
DuMont Reiseführer: Die Eifel, 1994 /Herbert Wagner, Mirbach in der Eifel, Rheinische Kunststätten Band 246, 2. Auflage 1991

Bildquellen
Bild 1: Herbert Wagner, Mirbach in der Eifel, Rheinische Kunststätten Band 246
Bild 2: Herbert Wagner, Mirbach in der Eifel, Rheinische Kunststätten Band 246
Bild 3: © Clemens Baasch, 54570 Wallenborn, 2010.
Bild 4: © Clemens Baasch, 54570 Wallenborn, 2010.
Bild 5: © Clemens Baasch, 54570 Wallenborn, 2010.
Bild 6: © Clemens Baasch, 54570 Wallenborn, 2010.

Stand
Letzte Bearbeitung: 13.07.2010
Interne ID: 964
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=964
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