Katholische Erlöserkapelle (1)

Mirbach, Gemeinde Wiesbaum Kapellenstraße 1

Beschreibung
1902-03 durch Max von Spitta erbaut. Als Familiendenkmal für Ernst Freiherr von Mirbach, Kammerherr Kaiser Wilhelms II. Mosaiken der Firma Puhl und Wagner, Berlin. Bildhauerarbeiten von Franz Bauer, Berlin.
(Dehio)

> Von besonderem kulturgeschichtlichem Interesse ist die Erlöserkapelle in Mirbach. Sie wurde 1902 in neoromanischem Stil nach Plänen des Berliner Architekten Spitta errichtet. Das Mauerwerk besteht aus Ziegelsteinen mit einer Tuffsteinverblendung. Bemerkenswert sind das Eichenholzportal sowie die Mosaikarbeiten im Inneren der Kapelle.
(?)

> Die sehr aufwendige neue Kapelle ist in mehrfacher Hinsicht ein Kuriosum: Ihr Bau wurde von seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm II im Jahre 1898 allergnädigst gestattet und die Pläne von Allerhöchstdemselben am 8. März 1899 geprüft imd genehmigt; erbaut wurde sie 1902/03 im altdeutschen Style (neoromanisch); finanziert wurde sie aus Stiftungen und Spenden von Angehörigen der verschiedenen Mirbacher Linien, von Mitgliedern des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereinsund des Evangelischen Kirchenbauvereins in Berlin, des letzten deutschen Kaiserpaares sowie noch anderen freundlichen Donatoren. Sie wurde als Eigentum der evangelischen Familie v. Mirbach der katholischen Filialgemeinde Mirbach zur Verfügung gestellt und ist heute eine etwas eigenartig anmutende Mischung aus Gotteshaus, Ehrenhalle und Familiendenkmal - immerhin aber ein bemerkenswerter Beitrag zur neuromanischen Bauepoche in der Eifel. Als Kaiser Wilhelm II am 20. Oktober 1906 die Kapelle besuchte, telegraphierte er an v. Mirbach: Ich habe mich über Ihre Kapelle in Mirbach sehr gefreut, ich finde den Bau sehr gelungen und gratuliere Ihnen dazu. Neben Lob erfuhr die Kapelle aber auch Kritik: Der Eifeldom, die Erlöserkapelle, mach den Eindruck einer aufgedonnerten Berlinerin, welche zwischen Eifelkindern in ihren althergebrachten Trachten geraten ist. schrieb Ernst v. Oidtmann 1913. Der Entwurf und die Pläne sind nach Ideen und Wünschen v. Mirbachs von dem berühmten Kirchenbaumeister Geheimen Oberbaurat Meterpitta aus Berlin angefertigt worden. Nach dessen Tod am 12. Dezember 1902 übernahm Baurat Schwechten, der Erbauer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, die Leitung der inneren Gestaltung. Am 9. April 1902 wurde mit dem Bau begonnen. Mit vielen hohen Ehrengästen und Familienmitgliedern fand die Einsegnung unter dem Titel Erlöserkapelle durch den Trierer Generalvikar Reuß am 25. September 1903 statt, an die der Gedenkstein links vom Portal erinnert. Die Kapelle und die gesamte Ausstattung war Eigentum des Freiherrn v. Mirbach. Die Kosten für die Unterhaltung sollten aus den Zinsen eines in Wertpapieren angelegten Baufonds bezahlt werden. Da durch die Inflation die Wertpapiere Makulatur geworden waren, die Familie v. Mirbach nicht zur Unterhaltung verpflichtet war und der Pfarr-, beziehungsweise Filialgemeinde die erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung standen konnten die im Laufe der Zeit, besonders aber im letzten Krieg aufgetretenen erheblichen Schäden lange nicht behoben werden. Erst nachdem der Sohn des Erbauers die Kapelle 1956 der Kirchengemeinde Wiesbaum-Mirbach geschenkt hatte und die Unterhaltspflicht auf die Zivilgemeinde Mirbach übertragen war konnte die Kapelle mit hohem Kostenaufwand und mit Unterstützung des Kreises, des Landes und des Bistums 1956-59 und 1974/75 durchgehend renoviert werden. Die Erlöserkapelle in Mirbach hat den Anlass zum Bau der Erlöserkirche in Gerolstein gegeben. Denn der Bau der Erlöserkapelle für die Katholiken machte es gewissermaßen zu Pflicht, auch für die noch bedürftigeren Evangelischen ein schönes Gotteshaus errichten zu lassen, die 1911.13 auf dem Gelände des kaiserlichen Kronguts Villa Sarabodis in Gerolstein errichtet wurde. Als gewisses Vorbild diente u.a. die Mirbacher Kapelle, deren Bauplan Kaiser Wilhelm II auch die Vorlage lieferte für die auf seine Veranlassung erbaute Evangelische Kapelle im Madrid.
(Herbert Wagner: Mirbach in der Eifel; Rheinische Kunststätten Band 246.)

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Spitta, Max von (Berlin) und Schwechten, Franz.
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kapellen
Zeit:
1902-03
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.678317
lat: 50.355884
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.wiesbaum.de/

Datenquellen
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984. und: Herbert Wagner: Mirbach in der Eifel; Rheinische Kunststätten Band 246 und Kreisverwaltung Vulkaneifel, Abteilung 1 - Kommunales und Recht; 2008.

Bildquellen
Bild 1: Landkreis Daun - Zentrum der Vulkaneifel
Bild 2: © Margraff: Kirchen, Burgen, Bauernhäuser. Verlag der Akademischen Buchhandlung Interbook Trier, 1986

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.10.2008
Interne ID: 965
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=965
ObjektURL als Mail versenden