Dorfwüstung Sängersdorf

Jünkerath, Gemeinde Jünkerath

Beschreibung
Auch Sengersdorf. Westlich der Hargarten-Mühle am Birbach. Die Eifelkarte von 1689 enthält Sengersdorff als bestehendes Dorf. Es soll in der Pestzeit untergegangen sein. [1]

Sengersdorf – ein untergegangener Ort
Nur verfallene Mauerreste zeugen noch von der einstigen Siedlung
Unter dieser Überschrift ist eine Abhandlung im Trierischen Volksfreund vom 13. August 1949 verfasst gewesen, der auch für Feusdorf einen gewissen historischen Wert hat. Darum wird der Bericht an dieser Stelle im vollen Wortlaut wiedergegeben:

Nördlich des Ortsteils Glaadt gegenüber der Escher Mühle liegt eine kleine Waldwiese. Über den wuchtigen Fichtenbeständen ringsum ziehen Bussarde ihre Kreise. Im Tale murmelt der Birbach seine ewige Weise. Eine Stätte voller Beschaulichkeit und tiefen Friedens. Geht man vom Bach aus den sanften Hang bergauf, steht man bald einer einsamen Buschgruppe inmitten der Waldung gegenüber. Verfallene, kärgliche Grundmauerreste zeugen von einer einstigen menschlichen Siedlung hier, wo heute nur zuweilen Kuhhirten in den Himmel hineinträumen. Die Frage drängt sich auf, wann und wie das Dorf, das hier einst gestanden, verschwunden ist.
Im Volksmund heißt es, dass Sengersdorf, so nannte sich der Ort, im Dreißigjährigen Krieg untergegangen sei. Vielleicht ist etwas Wahres daran. Ein in der Heimatkunde sehr bewanderter Mann weiß zu berichten, dass zuletzt in Sengersdorf drei Höfe bestanden. Dieser Weiler sei von dem damaligen Grafen aufgelöst worden, weil er ihn als Hindernis für die Ausübung der Jagd empfunden hätte. Von den drei Familien seien zwei, Hermes und Wetter, nach Feusdorf uns eine namens Homens nach Esch gekommen. In Feusdorf war an einem alten hause, in dem eine Familie gelebt haben soll – es ist inzwischen durch einen Neubau ersetzt worden -, ein Sandstein angebracht, in den die Jahreszahl 1755 eingemeißelt war.

In der Chronik der Pfarrei Glaadt, die 1666 von dem Grafen Salentin Ernst von
Blankenheim- Manderscheid errichtet wurde, ist öfters die Rede von dem gräflichen Hof Sengersdorf. Zu einer Reparatur der Kirche in Glaadt musste Sengersdorf ein Drittel der Kosten beisteuern. Bei der Errichtung der Pfarrei Glaadt sollen Glaadt und Sengersdorf zusammen 85 Seelen gehabt haben. In dem alten Buch der Kreuzbruderschaft der Pfarrei Glaadt ist des öfteren über Sengersdorf zu lesen:

Im Jahr 1670 werden Mitglieder der Bruderschaft aus Sengersdorf mit folgenden Namen genannt: Hermans, Lehnen, Klas, Lünnen und Ankenreuther. Im Jahr 168.. wird weiter der Familienname Schweitzer erwähnt. Das alte Kreuzbruderschaftsbuch schließt mit dem Jahre 1699. Im neuen Buch wird noch 1748 ein Name aus Sengersdorf verzeichnet, und in der Pfarrchronik wird Sengersdorf sogar noch 1775 erwähnt. Daraus ergibt sich, dass Sengersdorf nicht im Dreißigjährigen Krieg eingegangen ist, wenn es vielleicht auch in dieser Zeit stark entvölkert wurde. Sengersdorf bestand in alter Zeit sicher aus einer ganzen Reihe Häuser. Denn es ist nicht anzunehmen, dass Graf Salentin Ernst, der sich um unsere Heimat sehr verdient gemacht hat - er gründete auch 16881 die Jünkerather Hütte, aus der sich die heutige Gewerkschaft Jünkerath entwickelte-, dem Ort Sengersdorf bei der erwähnten Reparatur der Glaadter Kirche ungebührlich Lasten auferlegt hat. Zu Lebzeiten des Grafen Salentin Ernst kann Sengersdorf nicht eingegangen sein. Wahrscheinlich geschah das erst zur Zeit des Reichsgrafen Johann Wilhelm, Grafen von Manderscheid, Blankenheim, Gerolstein pp., der im Jahre 1752 in Glaadt ein Jahrgedächtnis stiftete oder unter dessen Nachfolger.

Wie und wann Sengersdorf verschwunden ist, wird sich kaum noch ermitteln lassen. Die Ruinen hüllen sich in Schweigen, der Volksmund gibt nur unklare Auskunft, und die Bücher reichen nicht soweit.

1) es muss richtig 1687 heißen
Ein weiterer Hinweis über Sengersdorf findet sich bei Schug, S. 230: Glaadt als Filiale von Esch gehört politisch gegen Ende des 13. Jahrhunderts den Herren von Schleiden. Urkundliche Erwähnung erstmals im Jahre 1345 als Gelade: 1452 fiel es an die Herren von Manderscheid. Bei der Teilung im Jahre 1548 gelangte es mit Sengersdorf zum Haus Gerolstein und wurde zum Hof Kyll gezogen, der seinerseits zu Herrschaft Jünkerath gehörte. Der eben genannte Hof Sengersdorf war ein kleines Dorf von 5 Häusern, das 1548 zu Gerolstein gekommen, aber 1636 wegen noch schuldiger Steuern Blankenheim zugewiesen wurde, das aber Graf Salentin Ernst (+18.2.1705 in Jünkerath) zu Glaadt aufkaufte und umtauschte (ca. 1688). Gegen oder vor 1800 ist der Hof eingegangen, das heißt die Bewohner siedelten um. Kollatoren der neuen Pfarrei waren stets die Grafen von Manderscheid-Blankenheim, die zugleich zwei Drittel des Zehnten einzogen, dafür auch zum
Kirchbau verpflichtet waren. [2]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Siedlungswesen / Wüstungen
Zeit:
Circa 1500 bis circa 1700
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.577716
lat: 50.362594
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Auf Sängersdorf

Internet
http://www.juenkerath.de/

Datenquellen
[1] Janssen, W.: Studien zur Wüstungsfrage im fränkischen Altsiedelland zwischen Rhein, Mosel und Eifelnordrand. 2 Bände. Text u. Katalog, 1975.
[2] [1] Hilger, Dieter: Feusdorf im Wandel der Zeiten. Auszug aus der gleichnamigen Dorfchronik, 2005.

Bildquellen
Bild 1: Google Earth
Bild 2: Google Earth

Stand
Letzte Bearbeitung: 09.03.2022
Interne ID: 999
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